Salzmann

[33] Salzmann, Christian Gotthilf, geb. 1744 zu Sömmerda bei Erfurt, wurde Pastor und wegen seines nüchternen Rationalismus von den Orthodoxen angefeindet, kam 1781 als Religionslehrer und Liturg ans Philanthropin zu Dessau u. gründete 1784 mit Unterstützung des Herzogs von Gotha das Erziehungsinstitut Schnepfenthal bei Gotha, wo bald ein Naturalienkabinet, Reitbahn, eigene Buchdruckerei u.s.f. zu finden waren. S. war eine würdigere Persönlichkeit als Basedow, dessen pädagogische Ansichten er sonst theilte, praktischer als Campe, ein sentimentalerer Rationalist als beide, glücklich in dem Glauben an seine pädagogische Mission, der er sich ganz hingab. Er sah deßhalb sein Institut von Zöglingen aus vornehmen Familien um so mehr besucht, als er auch im Gegensatze zu den öffentlichen Anstalten die jungen Leute mannigfaltige Gymnastik treiben ließ und sogar mit Garten- und Feldarbeiten beschäftigte. Die Anstalt war durch Concurrenz der Schweizerpädagogen u. die Kriegsereignisse bei S.s Tode 1811 ziemlich heruntergekommen, hob sich aber wieder unter der Leitung seines Sohnes Karl S. und besteht bis heute, seit 1848 S.s Enkel Wilh. Ausfeld an der Spitze. Gleich J. H. Campe hat S. als pädagogischer Schriftsteller einzelnes Anerkennenswerthe geleistet, so ist z.B. das Krebs- und Ameisenbüchlein nicht übel, allein er schlug dazu noch Dutzende moralischer Romane und anderer Schriften über seinen pädagogischen Leisten, obwohl ihm alle Erfindungsgabe mangelte.

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 33.
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