System

[398] System, griech.-deutsch, die Zusammenstellung von Dingen in einer bestimmten Ordnung, die Verbindung von Dingen zu einem harmonischen od. organischen Ganzen. In diesem allgemeinen Sinne läßt sich von natürlichen S.en reden, von Welt-, Sonnen-, Planeten-, Knochen-, Nerven-, Staaten-S.en u. dergl. m. Im engern Sinne bezeichnet S. die vollendete Form einer Wissenschaft, nämlich die Verknüpfung ihrer Erkenntnisse zu einem Ganzen. Die S. atik einer Wissenschaft od. ihr Aus bau zu einem in sich zusammenhängen den gegliederten Ganzen fordert: 1) eine Idee vom Ganzen der Wissenschaft überhaupt u. der zu s.atisirenden insbesondere, woraus Einsicht in das Wechselverhältniß beider und die Einheit des S.s hervorgeht; 2) als Stoff einen möglichst erschöpfenden Vorrath von Erkenntnissen, deren Wahrheit sich unwiderlegbar darthun läßt oder bereits festgestellt ist; 3) ein bestimmtes Princip als Anfangs- und Ausgangspunkt, das an sich gewiß ist oder als gewiß nachgewiesen werden kann und aus welchem dann 4) durch ein methodisches Verfahren alle einzelnen Theile und Sätze logisch gefolgert werden, so daß dann im Unterschied vom Aggregat (s. d.) ein organisches Ganzes sich ergibt. Die Principien können formale u. materiale, reale und ideale, subjective u. objective, constitutive und regulative sein; das S. ist ein Beweis im Großen, es soll systematische Erkenntniß d.h. auf Principien gegründete Einsicht in das Ganze einer Wissenschaft gewähren und uns in den Stand setzen, für die einzelnen Erkenntnisse systematische d.h. auf den ersten und obersten Grundsätzen eines S.s beruhende Beweise beizubringen. Schon die Erwähnung der an einen S. atiker im Allgemeinen gestellten Forderungen macht klar, daß die Aufstellung eines lange Zeit haltbaren, geschweige eines unwiderlegbar richtigen S.s schwer oder vielmehr unmöglich sei. Bei den Erfahrungswissenschaften ist die Forderung, ein S. derselben oder einer derselben müsse lediglich von Einem Princip ausgehen und niemals von mehren zugleich, unerfüllbar, weil der Stoff derselben fortwährend anwächst und neue Entdeckungen u. Forschungen ihre Hauptaufgabe bleiben. Ueber das Verhältniß der theologischen u. philosophischen S.e sowie über den Werth der letztern, welche am meisten Lärm in der Welt machen, s. d. Art. Erkenntniß, Glaube, Metaphysik, Philosophie, Theologie.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 398.
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