Liebe sucht die heitern Töne

[18] Liebe sucht die heitern Töne,

Aller Zeiten Frühlingsschöne,

Einzig schmerzt ihr, daß die Töne

Fliehen, eh sie Liebe kröne.


Suche auf in grünen Bergen,

Wo die Töne sich verbergen,

Ob sie sind bewacht von Zwergen,

Ob geraubt von Morgenlerchen?


Suche sie im stillen Thale,

In dem dunklen Sternensaale,

In der Seen grüner Schale,

Auf der Felsen moosger Kahle.


Felsen selbst, von Lieb umrungen,

Hat die Wurzel kühn durchdrungen,

Nicht dem Haß ist Sieg gelungen,

Liebe hält sie fest umschlungen.[19]


Sie vereinet ferne Ströme,

Eint den Fels mit Wolkenschöne.

Daß der holde Sieg dich kröne,

Sei wie meines Liedes Töne;


Das so still in meiner Seele,

Nimmer dringt durch meine Kehle:

So verhehle dich und stehle

Meinen Gruß aus meiner Seele!


Quelle:
Achim von Arnim: Sämtliche Werke. Band 23: Gedichte, Teil 2, Tübingen und Berlin 1976, S. 18-20.
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