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[13] Nach der Stimme: An Wasserflüssen Babylon/ etc.
1
Es muß nunmehr der Sonnen Strahl
sich zu den Fischen neigen;
so daß der Stunden Schatten-Mahl
pflegt höher anzusteigen.
Es schmöget sich der weiche Schnee/
und wird nun schiffbar Strom und See;
der Bächlein Silberbrücken
zerschmeltzen/ und der rauhe Lufft
enthält der Erd vereinten Tufft/
mit Schaur uns zu berücken.
2
Gleichwie der Fisch in heller Flut
gantz frey im Wasser streichet/
so schweben wir in Gottes Hut/
die niemals von uns weichet:
üm/ über/ unter unsrem Pfad
erscheinet Gottes Wunder-Gnad/
daß wir gesichert wallen.
Deß Höchsten grosse Mildigkeit
erhält die Seinen allezeit/
daß sie nicht sündlich fallen.[14]
3
Hinweg mit aller Fatzennacht/
mit Spielen/ Fressen/ Saufen;
weg mit der Larven falschen Pracht/
damit die Thoren lauffen/
und mit der Mummer Freuden-Schein
sich stürtzen in die Höllen-Pein.
Weh solcher Frevler Lachen!
die wißlich Gottes Ebenbild/
dem Lügen-Geiste gleich verhüllt/
sich selbst verwerfflich machen.
4
Lasst uns gedencken dieser Zeit/
daß wir sind Staub und Aschen;
daß unsrer Sünden Hertzenleid
uns mach in Threnen waschen/
so wahre Reu und Busse bringt/
und uns zu manchem Seufftzer zwingt/
die Christi Tod und Schmertzen
bey dieser Fastenzeit erweckt/
dardurch die Weltfreud wird ersteckt
in Gott-ergebnen Hertzen.
5
O milder Gott! gib deine Gnad:
daß wir uns wohl bereiten/
zu preisen deine Liebesthat
zu diesen Marter-Zeiten.[16]
Der Tod steht auch für unsrer Thür/
wer mit dir leidet/ herrscht mit dir.
Die Trübsal kan behagen.
Dein Reich ist nicht von dieser Welt:
und wer sich gleich demselben stellt/
wird alls gedultig tragen.
6
Es stehet bey uns unser Gott/
wann sich die Unglück' häuffen:
daß uns die Ströme/ Noht und Tod/
auf einmal nicht ersäuffen.
Er reisst uns aus der Flut heraus/
und bringet uns getrost nach Haus:
wann wir ihm nur vertrauen/
und warten gläubig auf die Zeit/
so Gott zur Rettung hat bereit:
Wir werden Hülffe schauen.
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