Siehst du den Stern

[164] Siehst du den Stern im fernsten Blau,

Der flimmernd fast erbleicht?

Sein Licht braucht eine Ewigkeit,

Bis es dein Aug erreicht!
[164]

Vielleicht vor tausend Jahren schon

Zu Asche stob der Stern;

Und doch steht dort sein milder Schein

Noch immer still und fern.


Dem Wesen solchen Scheines gleicht,

Der ist und doch nicht ist,

O Lieb, dein anmutvolles Sein,

Wenn du gestorben bist!


Quelle:
Gottfried Keller: Sämtliche Werke in acht Bänden, Band 1, Berlin 1958–1961, S. 164-165.
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