Ankerlagerung

[214] Ankerlagerung. Die Lagerung der Schiffsanker an Bord der Schiffe muß derartig sein, daß dieselben jederzeit frei von der Bordwand fallen gelassen werden können.

Die Anker lagern daher auf einem besonderen Bett, dem sogenannten Schweinsrücken, geneigten Schienen oder Konsolen in Höhe des Oberdecks oder der Back, von denen der Anker durch eignes Gewicht herabgleiten kann; er wird am Kopfe durch die Porteurleine bezw. Kette, am Kreuz durch die Rüstleine gehalten. – Der Stock des Normalankers wird dann meist beigeklappt. Für die Patentanker ist der Schweinsrücken meist nischenartig im Deck eingebaut, um für die Geschütze freies Schußfeld zu haben (vgl. Fig. 1). Die Franzosen, die auch bei Kriegsschiffen an den Normalankern möglichst mit festem hölzernen Stock festhalten, hängen dieselben am Bug mit aufrechtstehendem Schaft auf und lassen sie vom Kran aus fallen (Fig. 2). Die Ankerfallvorrichtung besteht meist in einer Welle mit zwei Daumen, auf die das eine Ende der Porteur- und der Rüstleinkette mit je einem längeren Gliede beteiligt ist. Durch Freilassen eines Hebels, der das Drehen der Welle, wenn festgelegt, verhindert, können die Glieder von den Daumen abgleiten und machen so die Enden der Ketten frei, so daß der Anker vom [214] Schweinsrücken heruntergleiten kann [1], [2]. Zum Seefestzurren der Anker bei schlechtem Wetter dienen besondere Zurrvorrichtungen, bestehend aus Augbolzen und Taustroppen. Bei der Ankerlagerung nach Baxters Patent (Fig. 3) ruht der Anker nicht an Deck, sondern wird derart in die erweiterte Klüse hineingeholt, daß das Kreuz und die Arme des Ankers außerbords verbleiben. Der Anker wird mit dem Röhringankerschäkel – mittels Kette mit Sliphaken und Spannschraube – an Deck festgezurrt; er hängt auf diese Weise stetig an der Kette und braucht nicht gekattet und gefischt zu werden. Beim Fallenlassen des Ankers löst man die Kettentrommel von der Spillwelle und läßt die Kette ausrauschen. Die Kette bleibt dann stets in Spannung und Stöße werden vermieden. Um ein Festfrieren der Anker in der Klüse bei Frost zu verhüten, ist eine Dampfrohrleitung in die Klüse zu leiten zum Auftauen des gefrorenen Seewassers.


Literatur: [1] Dick u. Kretschmer, Handbuch der Seemannschaft, Berlin 1899. – [2] Hauser, Cours de construction navale, Paris 1886. – [3] B. Martinenq, Aide-mémoire du constructeur de navires, Paris 1900.

T. Schwarz.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Fig. 3.
Fig. 3.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 214-215.
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