Bürstmaschinen [1]

[388] Bürstmaschinen werden in der Müllerei zum Reinigen des Getreides und zur Ausbürstung des letzten Mehles aus den Schalen, auch zum Nachbürsten geschälter Körner benutzt. Für die Getreidereinigung dienen umlaufende Scheiben, Zylinder, Kegel oder auch Flügelleisten, die mit Bürsten aus Draht, Rohr, Piassava (Attalea funifera) oder Borsten besetzt sind. Die Gegenflächen werden entweder ebenfalls mit Bürsten besetzt oder aus Schlitzblech, Drahtgewebe u. dergl. gebildet.

Die verbreitetste Scheibenbürste ist die Gathmannsche (D.R.P. Nr. 16278 und 23024). Sie enthält entweder zwei gegeneinander arbeitende Bürstenscheiben oder eine Bürstenscheibe und ein Sieb. Die senkrecht angeordneten Scheiben k Reifen um wagerechte Achsen. Der Einfall erfolgt von der Rückseite einer Scheibe her durch ihr Zentrum [1], S. 113. Der entstehende Staub wird durch einen Aspirator abgezogen. Als Beispiel einer Bürstmaschine mit wagerechten Scheiben kann die von Linke dienen (D.R.P. 23030), die nach dem Prinzipe der Unterläufermahlgänge arbeitet [l], S. 114. Maschinen mit Zylinderbürsten, die um eine senkrechte Achse kreisen, sind die von R.C. Brown und E.G. Throops und die von E. Garbe in Berlin mit verstellbarem Siebmantel (D.R.P. Nr. 17679). Kraftverbrauch je nach Größe 3/4 bis 3 PS. Umdrehungszahl 750–600 in der Minute, Leistung angeblich 300–3000 kg Getreide in der Stunde. Einen Gegensatz hierzu bildet eine von C.G. W. Kapler, Berlin, gebaute Bürstmaschine, bei der eine senkrechte, kreisende, mit Schlägern besetzte Trommel die Frucht gegen die mit Bürsten besetzte Innenwand des zylindrischen Gehäuses schleudert. In verschiedenen Höhenlagen vorgesehene Oeffnungen ermöglichen eine erfolgreiche Absaugung des Staubes. In letzter Zeit sind Maschinen mit kegelförmigen Bürsten sehr in Aufnahme gekommen. L. Dietz (D.R.P. Nr. 28375) ordnete auf einer senkrechten Welle mehrere mit Bürsten besetzte aufrecht stehende Vollkegel an, die gegen darüberliegende Siebhohlkegel arbeiten. Durch Heben und Senken der Welle mittels einer Stellvorrichtung wird der Abstand der Bürsten von den Siebflächen geregelt [7]. Neuerdings werden Maschinen gebaut, bei denen bis zu vier Hohlkegel, mit den [388] Spitzen nach unten, auf der gemeinsamen senkrechten Welle sitzen und gegen entsprechende, mit der nach oben gekehrten Basis am senkrechten zylindrischen Gehäuse beteiligte Vollkegel arbeiten. Beide Arbeitsflächen sind mit Bürsten besetzt. Die größte Maschine (vier Etagen) soll bei einem Kraftbedarf von 4 PS. in der Stunde 2500 kg leisten. Umdrehungszahl 250–350 in der Minute. (Fig. 1 zeigt eine dreistöckige Maschine, Ausführung Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig.)

Wenn man bei solchen und ähnlichen Maschinen nur das unterste Kegelpaar mit Bürsten besetzt, die übrigen aber mit Schmirgel, Reibblechen, Schleuderblechen u.s.w. armiert, so kann man ein Schälen (starkes Frottieren), Spitzen und Bürsten der Körner in ein und derselben Maschine erzielen (C.G. W. Kapler, Berlin). In neuerer Zeit werden für Müllereizwecke wieder mehr solche Maschinen, bei denen (an einer wagerechten Welle sitzende) Flügelleisten mit Bürsten besetzt sind, benutzt. In einem kistenartigen Gehäuse liegt ein wagerechter Siebzylinder, dessen Achse die mit vier oder sechs Flügelleisten, die sich durch die ganze Länge des Siebzylinders erstrecken, besetzte Welle bildet. Die Leisten tragen auf der dem Siebe zugekehrten Seite Bürsten, die bei Umdrehung des ganzen Flügelsystems das Getreide oder die Schalen durch Anpressen an die Siebwandung frottieren. Beispiele solcher Maschinen finden sich in [1], S. 112 und 116. Auch hier sorgt eine kräftige Aspiration für Entfernung des Staubes. Häufig finden sich die Bürsten tragenden Flügelleisten etwas schraubenförmig gewunden vor. Auch läßt man je eine Bürstenleiste wechseln mit einer einfachen Wurfleiste, welche die Frucht immer wieder an die Mantelbespannung wirst. Die neuesten derartigen Maschinen sind mit Vorrichtungen versehen, mittels deren während des Ganges alle Bürsten gleichzeitig verstellt werden können. (S. Fig. 2, Ausführung Amme, Giesecke & Konegen, Braunschweig.)


Literatur: [1] Fr. Kick, Die Mehlfabrikation, 3. Aufl., Leipzig 1894.

Arndt.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 388-389.
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