Kaolin

[371] Kaolin (Kaolinit, Porzellanerde, Argillit, China-clay) H2Al2Si2O9, reinster Ton, kristallisiert nach Miers monoklin, nach Reusch triklin in sehr kleinen durchsichtigen sechsseitigen Täfelchen oder Blättchen, ähnlich dem Glimmer. Die Blättchen spalten höchst vollkommen nach der Breitseite, sind ohne Bruch biegsam und kehren nicht mehr in ihre frühere Lage zurück. Meist jedoch derb, auch in Afterkristallen nach Orthoklas, Porzellanspat, Leuzit, [371] Beryll u.s.w., von unebenem, feinerdigem Bruch, weiß, gelblich-, rötlich- oder grünlich weiß, auch fleischrot (Karnat, in verwittertem Porphyr bei Rochlitz in Sachsen); undurchsichtig; sehr weich, mild und zerreiblich, abfärbend, in feuchtem Zustande fett anzufühlen, mit Wasser angemacht sehr plastisch; die Ursache der Bildsamkeit steht Verfasser in der ungewöhnlich geringen Größe der Blättchen, ihrer Spaltbarkeit und leichten unelastischen Biegsamkeit. Härte 1, spez. Gew. 2,2; vor dem Lötrohr wie im Ofenfeuer unschmelzbar; in kochender Kali- oder Natronlauge löslich, ferner in Schwefelsäure, in andern Säuren nur sehr wenig löslich. Chemische Zusammensetzung je nach dem Fundort schwankend:


Kaolin

Kaolin entsteht durch Zersetzung tonerdehaltiger Silikate, und zwar unter Einwirkung von Wasser, Kohlensäure und vielleicht den bei Eruptionen ausströmenden oder ihnen folgenden Gasen und Mineralwässer. Die Mutterminerale des Kaolins sind meist Feldspate. Vorkommen in Lagern und Gängen, auch tritt er als Bindemittel von Sandsteinen auf (Kaolinsandsteine). Der Porzellanerde verwandt sind u.a.: der Cimolit von der Insel Argentiera im griechischen Archipel, graulichweiß, an der feuchten Lippe stark klebend, vom spez. Gew. 2–2,187, wahrscheinlich das Zersetzungsprodukt eines trachytischen Gesteins; der grüne, 2–10% Chromoxyd enthaltende Chromocker, der auf Klüften des Porphyrs bei Halle und bei Waldenburg (Schießen) Ueberzüge bildet. – Wichtigste Fundorte des Kaolins: Aue bei Schneeberg, Seilitz bei Meißen (Material der Meißener Fabrik), Rasephas bei Altenburg, Morl und Trotha bei Halle (Material der Kgl. Porzellanmanufaktur in Berlin), Stolberg, Aschaffenburg, Diendorf, Oberedsdorf, Schwefelgosse, Brand, Niederlomitz, Göpfersgrün, Wegscheid (Passauer Porzellanerde, Material der Fabrik in Nymphenburg), Branditz (Mähren), Zedlitz bei Karlsbad, Prinzdorf (Ungarn), St. Austell in Cornwallis, St. Yrieux bei Limoges, China. Kaolin dient zur Fabrikation von Porzellan und andern seinen Tonwaren.


Literatur: Ueber die Plastizität vgl. Zschokke, B., Untersuchungen über die Plastizität der Tone, Baumaterialienkunde 1902 u. 1903; Leppla, A., Die Bildsamkeit des Tones, ebend. 1904; Rößler, H., Beiträge zur Kenntnis einiger Kaolinlagerstätten, N. Jahrb. f. Min. u.s.w., XV. Beil.-Bd., Stuttgart 1902. – Ueber Kaolinbildung: Weinschenk, E., Allgemeine Gesteinskunde, Freiburg 1902, 116.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 371-372.
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