Greifer [3]

[332] Greifer. Die Selbstgreifer sind zuerst in Seil- bezw. Kettengreifer und Stielgreifer, erstere in Ein- und Mehr-Seil- bezw. Kettengreifer, eingeteilt [1]. Eine spätere von J. Pohlig, A.-G. in Köln, verwendete Ordnung der Greiferbauarten [2] erfolgt nach Zweckgruppen, d.h. nach Förderstoffen, denen die Greiser angepaßt sind. Besonders kommen dabei in Frage das spezifische Gewicht, die Stückgröße und die Härte des aufzunehmenden Gutes. Danach werden unterschieden Greiser für 1. weiches und leicht verletzbares Gut (Rüben, Kartoffeln u.s.w.), 2. sprödes Gut (Koks), 3. leicht fließendes Gut von beliebiger Härte (Fein- und Nußkohle, Sand, Salze u. dergl.), 4. grobstückiges Gut bis[332] zur Härte von Steinkohle, 5. grobstückiges Gut von größter Härte (Erze). – A. Bleichert & Co. in Leipzig, Mohr & Federhaff in Mannheim und die Deutsche Maschinenfabrik, A.-G. (Demag) in Duisburg bauen außerdem noch Holzgreifer (Fig. 13 [3]; s.a. unten). – Ueber Heugreifer (Fig. 46) s. [4] und unten. – Ergebnisse von Untersuchungen, Probeleistungen u.s.w. von Greifern s. [5]. – Ueber neuere Stielgreifer (Hulett) s. [6]. – Vgl. ferner auch Kübel, Krane für Massentransport, Haufenlager und [7].

Die Anregung zum selbsttätigen Fassen geschichteter Rundhölzer mit Holzgreifern ist von der Zellstoff-Fabrik Waldhof ausgegangen, welche diese (meist 2 m langen) Hölzer in außerordentlich großer Menge verbraucht und daher mit sehr hohen Arbeitslöhnen zu rechnen hatte, da die Hölzer im Schiff jeweils auf einen Bock zusammengetragen werden mußten, um alsdann mittels einer einfachen, von einem Dampfkran gehobenen Zange aus dem Schiff auf Eisenbahnwagen[333] verladen zu werden. – Die Zangen bestehen im wesentlichen aus zwei Schenkeln, die jeder für sich einen zusammenhängenden Körper bilden, und deren untere Enden zum Eindringen zwischen die Hölzer keilförmigen Querschnitt und eine sich im übrigen nach der Holzlänge richtende beträchtliche Breite haben. Im geöffneten Zustand des Greifers, Fig. 1 und 2 (S. 333), müssen die Zangenenden möglichst lotrecht auf die zu packenden Rundhölzer gesenkt werden.

Die Handhabung der Zangen ist ähnlich wie bei Selbstgreifern für körnige und stückige Massengüter; das Oeffnen und Schließen geschieht mittels einer am festen Rahmen der Zange angeordneten Flasche oder dergl., wobei die Vorrichtung an einen Kran mit Entleervorrichtung angehängt und von diesem aus gesteuert wird. Der Erfolg dieses Verfahrens war der, daß für jeden Dampfkran in zwei Luken 2 mal 2, d.h. 4 Mann, Fig. 1, gegenüber 2 mal 6, d.i. 12 Mann, zur Verwendung kommen, also bei jedem Dampfkran ungefähr 8 Arbeiter erspart werden. Dieses Ergebnis bewog die Zellstoff-Fabrik Waldhof, die Einrichtung auch für ihren Lagerplatz zu benutzen, und hierbei wurde ein noch wesentlich günstigerer Erfolg in bezug auf Ersparnis an Arbeitskräften erzielt [3].

Neu ist ferner der von den Alfawerken, G.m.b.H. in München-Gauting, gebaute Heuaufzug mit Greifer (Fig. 46) [4]. Dieser in zwei Arten (je nach der Greifergröße von 150 bis 400 kg Gewicht) hergestellte Greiferaufzug kann in jedes vorhandene Gebäude eingebaut und mit jeder beliebigen Kraftart betrieben werden. Seine Bedienung erfolgt vom Erntewagen aus, auf dem ein Mann steht, der den Greiser in die Fuhre steckt, und hier an einem einzigen Bedienungsteil durch starken Zug das Hochgehen und Vorfahren, durch schwachen Zug den Niedergang und die Rückfahrt betätigt, während ein Auslassen des Seiles den sofortigen Stillstand zur Folge hat. Er ist also imstande, alle nötigen Bewegungen vom Wagen aus auszuführen. Nur das Oeffnen des Greifers überläßt er dem auf dem Heu- oder Getreideflocke stehenden zweiten Arbeiter, der zugleich das Ausbreiten der eingebrachten Frucht auf dem Stocke bewirkt. Durch Zuruf verständigt er sich mit dem auf dem Wagen stehenden Mann, wenn er anhalten soll und wenn das Zurückfahren zu beginnen hat.

Bei den Aufzügen mit selbstöffnendem Greiser sind an den Stellen der Scheune, an welchen abgeladen werden soll, ausrückbare Anschläge angebracht. Sobald der Greiser an einer solchen Abladestelle ankommt, öffnet er sich von selbst, so daß zwischen dem Personal auf dem Heustocke und dem Fuhrmanne sich also eine gegenseitige Verständigung erübrigt. Während des Abladens braucht demnach überhaupt niemand sich auf dem Heustock aufzuhalten. Eine noch weitergehende Vervollkommnung besitzt der selbsttätige Alfa-Aufzug mit Greifer. Mit Leichtigkeit kann mit einem solchen Aufzuge in 10 bis 15 Minuten ein Wagen entladen werden.

Es lassen sich die Alfagreiferaufzüge auch dazu benutzen, um beim Dreschen das Getreide aus dem Fache zum Dreschkasten und bei Heuböden über Viehställen, um das Futter zur Futtertenne oder zur Häkselmaschine zu schaffen.


Literatur: [1] Buhle, Massentransport (Stuttgart 1908), S. 102 ff.; v. Hanffstengel, Die Förderung von Massengütern, Bd. II (Berlin 1909), S. 171 ff.; »Hütte« (21. Aufl.), Bd. II, S. 407 ff. – [2] Katalog 1311 von 1913; vgl. a. Pietrkowski, Techn. Rundschau 1913, S. 446 ff. – [3] Buhle, Rundholz-Verladeanlage, Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1909, S. 786 ff.; vgl. a. ebend. 1910, S. 1673 (Guilleaume-Werke in Neustadt a. H.) u. 1912, S. 919 ff. – [4] Buhle, Transportmaschinen in der Landwirtschaft, Industriebau 1912, S. 72 ff. – [5] Kammerer, Dingl. polyt. Journ. 1912, S. 541 ff.; ders., Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1912, S. 1140; Pfahl, ebend., S. 2005 ff. und 1913, S. 1182. – [6] Ebend. 1913, S. 317 (bis 17 t!); vgl. a. 1912, S. 1602; ferner Elektrotechn. Zeitschr. 1912, S. 17; Borchers, »Stahl und Eisen« 1913, S. 1089 ff. – [7] Wintermeyer, »Glückauf« 1911, S. 1992; Löschner, Einige Grundformeln zur Berechnung der Förderleistung von Anlagen mit unterbrochenem Betriebe, Fördertechnik 1912, S. 145 ff.; vgl. ebend., S. 284 (Motorgreifer); desgl. ebend. 1913, S. 60 ff.; Deutsche Bauztg. 1912, S. 518; Techn. Rundschau 1913, S. 191 ff. (Selbstgreifer von Palm); Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1913, S. 649 ff. (Erzgreifer); Michenfelder, ebend., S. 337.

M. Buhle.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 4.
Fig. 4.
Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 5., Fig. 6.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 332-334.
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332 | 333 | 334
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