Heliostat [2]

[369] Heliostat. Unter den nur einen Spiegel erfordernden Heliostaten ist besonders der von Fueß in Berlin konstruierte zu erwähnen; er ist in untenstehender Figur dargestellt.

Auf einer schweren Grundplatte steht die schwach konische Säule A, die von einer drehbaren Hülse H umschlossen wird. Mit dieser ist der bogenförmige Arm B verbunden, der die zu ihm radial gerichtete, horizontale Achse O des Spiegels M trägt. Im hohlen Fuße der Säule befindet sich eine Dosenlibelle, die durch zwei gegenüberliegende Oeffnungen L sichtbar wird. Innen ist die Säule A konisch ausgebohrt; sie nimmt einen vertikalen Zapfen, die Azimuthachse, auf, die mittels einer Klammer das mit dem Arme B konzentrische Kreissegment D trägt. Auf D befinden sich nebeneinander zwei konzentrische Gradteilungen für Polhöhe (geographische Breite) und Deklination der Sonne am betreffenden Tage. Die Stundenachse y des Instruments ist in denselben Segment, und zwar koinzidierend mit dem 90°-Strich der Teilungen so gelagert, daß ihre Mittellinie zum Segmente selbst radial liegt. Auf der Stundenachse befindet sich eine drehbare und zum Festklemmen eingerichtete Hülse C, deren oberes Ende einen zu ihrer Achse senkrechten Querstab z mit zapfenförmigen Enden trägt; um diese Zapfen dreht sich ein Ring r, dessen scharfe Kante die Deklinationsteilung auf D bestreicht und als Marke zur Einstellung der Deklination dient. Ein kleiner, auf dem Querstabe z befestigter Halbkreis n ist das Zifferblatt der ebenfalls am Segmente D angeschraubten Uhr. In der Verlängerung der Ebene des Ringes r trägt ein mit diesem fest verbundener Arm ein Doppelgelenk u. das die Führung des Spiegels M an dem von seiner Fassung ausgehenden Stabe s bewirkt. Der Angriffspunkt von u und die der Spiegelfläche parallele [369] Achse x des Spiegels sind vom Mittelpunkte des Ringes r gleichweit entfernt. – Die Friktionsrolle f trägt fast die ganze Last des Spiegels, und durch das Laufgewicht L ist es möglich, diesen in allen Lagen ins Gleichgewicht zu bringen. Die Einteilung geschieht so, daß man zuerst mittels der Libelle die Grundplatte horizontal Stellt; mit Hilfe der Gradteilung für die Polhöhe stellt man nun die Breite des Beobachtungsorts ein und klemmt den Bogen D fest. Dann stellt man an diesem die Deklination der Sonne am betreffenden Tage ein. Endlich erfolgt die Einstellung der Zeit mittels des Zifferblatts n. Dann dreht man die Azimuthachse so lange, bis der Sonnenstrahl durch die kleine Oeffnung des Diopters q auf die Mitte des Diopters p fällt und stellt sie mittels der Schraube w fest; jetzt liegt die Stundenachse der Erdachse parallel, und der reflektierte Strahl behält daher seine Richtung bei. Man braucht jetzt nur noch diesen Strahl in die gewünschte Richtung zu bringen, was durch Drehung der Hülse H mit dem Bogen B und durch entsprechende Neigung oder Hebung des letzteren mittels des Bogens F geschehen kann.


Literatur: [1] Löwenherz, Bericht über die Berliner Gewerbeausstellung von 1879. – [2] Meisel, Lehrbuch der Optik, Weimar 1889.

F. Meisel.

Heliostat [2]
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 369-370.
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