Polhöhe

[169] Polhöhe nennt man die anguläre Erhebung des am betreffenden Erdorte sichtbaren Himmelspols über die Ebene des Horizonts, resp. über diejenige Ebene, welche am Beobachtungsort die Erdoberfläche tangiert. Mit Polhöhe wird identisch gebraucht geographische Breite.

Diese ist aber definiert als derjenige Winkel (φ), welchen die Normale im Beobachtungspunkt mit der Ebene des Erdäquators einschließt. Diese Normale geht einmal wegen der elliptischen Gestalt der Erdmeridiane nur am Pol selbst und am Aequator durch den Mittelpunkt der Erde, an allen andern Orten aber nicht durch denselben, außerdem braucht dieselbe auch nicht in der Ebene des Meridians zu liegen, da die Erde kein genaues Rotationsellipsoid ist. Die Polhöhe ist, wie schon Bessel vermutete, seit etwa 20 Jahren durch Anwendung sehr genauer Methoden zu ihrer Bestimmung aber genau nachgewiesen, kleinen Schwankungen von etwa 0,''2 Amplitude um einen Mittelwert unterworfen, die offenbar von Massenverschiebungen im Erdkörper herrühren (vgl. dazu Erdachsenschwankung und Nordpol). Bezüglich des Unterschiedes zwischen astronomischer und geodätischer Breite vgl. Geographische Koordinaten, Geodätische Uebertragung und Lotabweichung.

Ambronn.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7 Stuttgart, Leipzig 1909., S. 169.
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