Aias

[209] Aias (lat. Ajax), Name zweier Helden im Trojanischen Kriege: 1) A. der Kleine, Sohn des Oïleus, König der Lokrer. Nach Homer kämpft er, klein von Gestalt und leicht gerüstet, aber ein schneller Läufer und vorzüglicher Speerwerfer, immer in den Vorderreihen. Auf der Heimfahrt ließ ihn die grollende Athene an der Südostspitze Euböas scheitern, weil er, wie Spätere angeben, nach Trojas Fall Kassandra von ihrem Altar wegriß und dabei das Götterbild umwarf. Die Lokrer verehrten ihn als Heros und ließen in der Schlachtreihe stets eine Stelle für ihn offen.

2) A. der Große, Sohn des Telamon, daher der Telamonier genannt, König von Salamis, nach Achill der tapferste im griechischen Heer, an Haupt und Schultern alle überragend. Er besteht mit Hektor den Zweikampf und rettet die Leiche Achills; als aber dessen Waffen nicht ihm, sondern Odysseus zugesprochen werden, gibt er sich den Tod. Nach späterer Sage wurde er über die erlittene Schmach rasend und erschlug die Herden des Heeres, die er für seine Gegner hielt; zur Besinnung gekommen, stürzte er sich in das ihm von Hektor geschenkte Schwert. Aus seinem Blut entsproß die Purpurlilie, auf deren Blütenblättern man den Klageruf »Ai Ai« erkennen wollte. Sein Ende behandelt Sophokles' Tragödie »A.« In Salamis hatte er als Landesheros einen Tempel und das Fest der Aiantien. Auch in Athen wurde er verehrt; nach ihm hieß eine der attischen Phylen »Aiantis«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 209.
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