Altersschwäche

[388] Altersschwäche (griech. Marasmus, lat. Involutio senilis, Senilität, Seneszenz), ein Zustand, in den alle organischen Wesen verfallen, wenn sie sich dem höchsten Maß ihrer natürlichen Lebensdauer nähern und die Ernährungsprozesse versagen. Die A. beginnt beim Menschen in ihren ersten Spuren schon Anfang der 40er, zuweilen noch zeitiger. Die typische Alterserscheinung ist die Arteriosklerose. Von ihr hängen die meisten Symptome der A. ab, da mit der Erschwerung der Zirkulation die Ernährung der Gewebe Not leidet. Die Akkommodationsfähigkeit der Augen kann schon Mitte der 30er Jahre abnehmen. Gleichfalls früh ergrauen die Haare, namentlich der Schläfengegend und bei dunkelhaarigen Personen. Das Fettpolster schwindet, die Haut wird welker, bekommt Runzeln, einzelne Stellen werden leicht bräunlich gefärbt. Später verlieren die Muskeln an elastischer Wirkung, die Beine werden ungelenk, der Rücken steif. Im hohen Alter werden die Knochen dünner. Die Hornhaut zeigt den Altersring; zuweilen verdickt sich das Trommelfell, es verwachsen die Gehörknöchelchen, und es entsteht ein gewisser Grad von Taubheit. Die Schärfe und Schlagfertigkeit des Geistes nimmt bei den meisten Personen ab; viele alte Leute werden redselig, etliche geradezu kindisch oder völlig schwachsinnig. Herz und Leber verfallen einer regelmäßigen Verkleinerung mit Bildung braunen Farbstoffes in ihrem Gewebe (braune Atrophie). Die Milz schrumpft, ebenso die Nieren (Granularatrophie), das Gehirn wird derber, seine nervöse Substanz nimmt ab auf Kosten der bindegewebigen Gerüstmasse, und so entsteht mit zunehmendem Alter eine Summe von Störungen, die vereint schließlich ohne Krankheit oder äußern Anstoß zum Tode führt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 388.
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