Cameron [2]

[718] Cameron, 1) Simon, amerikan. Politiker, geb. 8. März 1799 in Pennsylvanien, gest. 26. Juni 1889 in New York, ward 1816 Buchdrucker zu Harrisburg, dann an einer Zeitung in Washington beschäftigt und 1832 Inspektor in West Point, wo er sich dem Studium des Bank- und Eisenbahnwesens widmete. 1845 wurde er von Pennsylvanien zum Senator erwählt und ward bald einer der Führer der republikanischen Partei. Nach dem Ausbruch des Bürgerkrieges 1861 ward er vom Präsidenten Lincoln zum Kriegsminister ernannt, mußte aber bald zurücktreten, da die Mehrheit des Kongresses mit seiner Absicht, sofort die Negersklaven zu emanzipieren und zu bewaffnen, nicht einverstanden war. Durch seine schroff republikanische Gesinnung und seine Begünstigung der immer mehr um sich greifenden. Korruption in der Partei machte er sich für andre Ämter unmöglich. Er unterstützte Grants zweimalige Präsidentenwahl 1868 und 1872 und betrieb auch seine dritte Kandidatur, aber erfolglos.

2) Verney Lovett, berühmter Afrikareisender, geb. 1. Juli 1844 zu Radipole in Dorsetshire, gest. 27. März 1894 bei Soulsbury (Buckingham), trat mit 13 Jahren in die englische Marine, verschaffte sich durch Reisen im Mittelmeer, nach Westindien und nach dem Roten Meere nautische und sprachliche Kenntnisse und wurde 1872 von Sir Bartle Frere zum Führer der Expedition ausersehen, die dem von Stanley wieder aufgefundenen Reisenden Livingstone neue Hilfsmittel zuführen sollte. Am 18. März 1873 verließ C. mit Dillon und Murphy Sansibar und erreichte 4. Aug. Tabora, wo er mit der Leiche Livingstones, die von dessen Dienern zurückgebracht wurde, zusammentraf. Während nun Murphy mit der Rückführung der Leiche betraut wurde, drang C. mit Dillon weiter vor. Letzterer erschoß sich jedoch in einem [718] Anfall von Delirium. C. selbst erreichte 1874 den Tanganjikasee, den er fast ganz umschiffte und als den Quellsee des Kongo ansprach. Am 20. Mai brach er wieder von Udschidschi auf, um quer durch den Kontinent zum Atlantischen Ozean zu gelangen. Im August erreichte er Nyangwe am Kongo, ging dann südwärts zum Lomami und gelangte nach Kilemba, der Hauptstadt von Urua. Von hier machte C. einen Abstecher nach SO. und entdeckte den Kassali- oder Kikondschasee, zog dann durch Lunda, Lobale und Bihé nach der Westküste, die er 7. Nov. 1875 bei Katumbella, nördlich von Benguella, erreichte. Bei dieser Durchquerung Afrikas hat C. zahlreiche Punkte astronomisch bestimmt und fast 4000 Höhenbestimmungen gemacht. Von den Londoner und Pariser Geographischen Gesellschaften mit der großen goldenen Medaille ausgezeichnet, wohnte C. 1876 dem von König Leopold in Brüssel zusammenberufenen Kongreß der Afrikareisenden bei. 1878–79 bereiste er Cypern und das Euphrat-Tigrisgebiet, um die Möglichkeit einer Eisenbahnverbindung zwischen Indien und dem Mittelmeer zu untersuchen, 1882 besuchte er mit Burton (s.d. 2) die Goldküste. Er schrieb außer verschiedenen Jugendschriften: »Across Africa« (Lond. 1876, neue Ausg. 1888; deutsch, Leipz. 1877, 2 Bde.); »Our future highway« (1880, 2 Bde.) und mit Burton »To the Gold Coast for gold« (Lond. 1882, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 718-719.
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