Cazotte

[826] Cazotte (spr. -sott'), Jacques, franz. humoristischer Erzähler, geb. 17. Okt. 1719 in Dijon, gest. 25. Sept. 1792, wurde 1741 bei der Marineverwaltung angestellt und als Kontrolleur nach Martinique gesandt. Nach seiner Rückkehr lebte er als Privatmann, trat zur Sekte der Martinisten über und wurde 10. Aug. 1792 gefangen gesetzt. Der Mut seiner Tochter vermochte ihm nur für wenige Tage das Leben zu fristen; er wurde guillotiniert. Berühmt wurde er durch das Schlummerlied (»Tout an beau milieu des Ardennes«), das er für die Amme des Herzogs von Burgund dichtete, und das in ganz Frankreich gesungen wurde. Dieser Erfolg wurde noch übertroffen durch den seiner beiden Hauptwerke: »Ollivier« (Par. 1762, 2 Bde.), eines in Ariosts Manier geschriebenen Rittergedichts, und »Le diable amoureux« (das. 1772), eines Märchens in spanischem Gewand, das wegen seiner witzigen, lebendigen Darstellung einen Leserkreis bis in die neueste Zeit bewahrt hat. Seine Gewandtheit im Versemachen bewies er dadurch, daß er in einer Nacht einen siebenten Gesang zu Voltaires »Guerre civile de Genève« dichtete, und zwar so genau in Voltaires Manier, daß er ganz Paris täuschte. Von seinen übrigen Schriften sind zu erwähnen die mit Hilfe des arabischen Mönches Dom Chavis gedichteten arabischen Märchen, eine Fortsetzung von »Tausendundeine Nacht« (Band 37–40 des »Cabinet des Fées«). Die u. d. T. »La prophétie de C.« erschienene Schrift ist ein Werk Laharpes. Die vollständigste Ausgabe seiner Werke ist: »Œuvres badines et morales, historiques et philosophiques de C.« (1816–17, 4 Bde.); eine Auswahl besorgte Uzanne 1880.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 826.
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