Flucht

[718] Flucht, der ungeordnete Rückzug einer Truppe vor dem Feinde. Jeder Rückzug schwächt das Selbstvertrauen der Truppe in dem Grad, als die geschlossene Masse an Haltung verliert; eine schwache Anstrengung des Verfolgers oder das Erscheinen einer feindlichen Abteilung auf der Rückzugslinie genügt in solchen Momenten, um alles in die F. zu treiben. Es bedarf dann der äußersten Energie der Offiziere, um die Mannschaft[718] zum Stehen zu bringen, wobei ein Appell an das Ehrgefühl der Truppen oft am besten wirkt. Verderbenbringender als die F. der Infanterie ist die der Kavallerie, da die Unordnung hierbei weit größer ist und durch kleine Zufälle, Springen einer Granate etc., angeregt, die F. oft erst meilenweit vom Schlachtfeld wieder zum Stehen kommt, während Infanterie an kleinen Hindernissen oder beim Antreffen geschlossener Truppenabteilungen leichter gesammelt werden kann. Bei der Artillerie wirkt ein Abfahren der Geschütze demoralisierend auf andre Truppen, sie muß deshalb, selbst wenn die Munition ausgeht, in Feuerstellung ausharren. – In der Architektur ist F. eine Reihe von in einer geraden Linie zusammenhängenden Zimmern, von Häusern in einer Straße etc., weshalb man von Zimmer- u. Straßenflucht spricht. – In der Jägersprache ist F. ein weiter Sprung des Wildes.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 718-719.
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