Handwerkertage

[766] Handwerkertage, mit wechselndem Versammlungsort stattfindende Vereinigungen selbständiger Handwerker verschiedener Städte. Solche H. fanden bereits zur Zunftzeit statt; sie umfaßten damals nur Angehörige eines Gewerbezweiges, während die H. der Neuzeit aus Vertretern der verschiedensten Handwerke zusammengesetzt sind. Im Juni 1848 fand ein Vorkongreß norddeutscher Handwerker in Hamburg statt, einen Monat später ein zünftlerisch gesinnter deutscher Handwerker- und Gewerbekongreß (Handwerkerparlament) in Frankfurt a. M. Der Agitation für Gewerbefreiheit gegenüber fanden Einrichtungen des Zunftwesens Verteidigung in dem preußischen Landeshandwerkertag, der 1860 in Berlin tagte, in den Handwerkertagen in Weimar (1862), wo der deutsche Handwerkerbund gegründet wurde, Frankfurt (1863), Köln (1864), den norddeutschen Handwerkertagen zu Dresden (1868), Hannover (1868) und zu Halle a. S. (1869). Nach Einführung der Gewerbeordnung von 1869 kam die Bewegung ins Stocken. Erst 1872 gelang es, einen ganz Deutschland umfassenden Handwerkertag ins Leben zu rufen, der es sich zur Aufgabe setzte, die Interessen des Handwerks zu wahren. Derselbe tagte seit dieser Zeit bis Anfang der 1880er Jahre alljährlich einmal. 1882 wurde ein allgemeiner deutscher Handwerkertag durch die 1879 begründete Deutsche Handwerker- und Gewerbepartei einberufen. Der infolge dieses Hand werkertages 1883 in Hannover ins Leben gerufene Deutsche Handwerkerbund hielt 1887–89 regelmäßige H., die nach einer längern Pause 1895 wieder aufgenommen wurden. Dazu kamen seit 1885 die Innungstage des 1884 gegründeten Zentralausschusses vereinigter Innungsverbände Deutschlands; 1892,1894 und 1897 hielten beide Verbände gemeinsame deutsche Innungs- und allgemeine Handwerkertage in Berlin ab. S. auch Handwerkervereine.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 766.
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