Harden [2]

[801] Harden, Maximilian, Schriftsteller, geb. 20. Okt. 1861 in Berlin, hieß ursprünglich Witkowski, legte jedoch diesen Namen gleichzeitig mit seinen Angehörigen um das Jahr 1886 wegen eines Familienkonflikts nieder und nannte sich H., während sein Bruder, der langjährige Oberbürgermeister von Posen, den Namen Witting annahm. H. besuchte das Französische Gymnasium in Berlin und vollendete seine Ausbildung durch Privatstudien. In seiner ersten Jugend konfessionslos erzogen, doch als Schüler an den christlichen Religionsstunden teilnehmend, trat er 16jährig zum Christentum über. Als Publizist von ungewöhnlicher Begabung erregte er zuerst Aufsehen durch seine unter dem Pseudonym Apostata veröffentlichten kritischen Essays über Politik und geistiges Leben der Zeit (gesammelt u. d. T.: »Apostata«, 1.–5. Aufl., Berl. 1892; neue Folge 1892), denen er eine Sammlung »Literatur und Theater« (das. 1896) folgen ließ. Er befestigte seine schriftstellerische Position durch Begründung der Wochenschrift »Die Zukunft«, die er besonders durch die geistvollen, an Heines Stil herangebildeten Beiträge aus seiner eignen Feder in weitern Kreisen ebenso beliebt wie gefürchtet gemacht hat. H. trat nach dem Sturze des Fürsten Bismarck, der ihn persönlich heranzog und seine journalistische Kraft schätzte, mit rücksichtslosem Freimut für diesen ein und befehdete dessen Nachfolger, den Grafen Caprivi, mit allen Waffen der Ironie und Satire. In neuerer Zeit war er infolge seiner[801] überaus scharfen Angriffe in langwierige politische und literarische Zänkereien verwickelt, wobei es die Gegner an gehässigen persönlichen Verdächtigungen nicht fehlen ließen. Besondere Erwähnung verdienen Hardens Angriffe gegen Sudermann (»Kampfgenosse Sudermann«, Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 801-802.
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