Hēkăte

[128] Hēkăte (griech., die »Fernhinwirkende«), eine bei Homer nicht vorkommende griechische Gottheit, von Hesiod Tochter des Titanen Perses und der Asteria, der Schwester der Leto, und von Zeus hochgeehrt genannt, der ihr Anteil am Himmel, Erde und Meer und die Macht, allen möglichen Segen zu verleihen, gegeben habe.

Dreigestaltige Hekate (Rom, Kapitol).
Dreigestaltige Hekate (Rom, Kapitol).

Ursprünglich war sie wohl eine Mondgöttin, da man ihr beim ersten Erscheinen des Mondes opferte, und die drei Mondphasen liegen der ihr beigelegten Dreigestaltigkeit zugrunde, die man später auf ihr Walten im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt bezog. Dieses verschiedene Walten gab Anlaß, daß sie im Laufe der Zeit mit Persephone, Selene, Artemis und ähnlichen ausländischen Gottheiten verschmolz. Als Nacht- und Unterweltsgöttin wurde sie zur Gespenster- und Zaubergöttin, die nachts bei Kreuzwegen (daher Trioditis, lat. Trivia) und Gräbern ihr Wesen treibt, allerlei Spukgestalten sendet, bei allem Zauberwerk wirksam und Lehrerin und Beschützerin aller Zauberer und Zauberinnen, wie besonders der Medea, ist. Sie hatte an vielen Orten Ostgriechenlands, besonders Ägina, öffentlichen und geheimen Kult. Vor den Häusern und an den Wegen stellte man ihr Bild mit Altären auf; an dem ihr gehörenden letzten Monatstage setzte man ihr dort Speisen, wie Zwiebeln, Fische und Eier, hin. Geopfert wurden ihr junge Hunde, schwarze Lämmer und Honig. Ihre Symbole sind Hund, Fackel, Schlüssel, Schlangen u. a. Dargestellt wurde sie mit drei sich am Rücken berührenden Leibern (s. Abbildung, Bronzestatuette im Kapitolinischen Museum zu Rom) oder einem Leibe mit drei Köpfen und sechs allerlei Symbole haltenden Händen. Vgl. Schömann, De Hecate Hesiodea (Greifsw. 1851); E. Petersen, Die dreigestaltige H. (»Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich«, Bd. 4 u. 5, Wien 1880–82).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 128.
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