Lenormand

[406] Lenormand (spr. lönormāng), Marie Anne, bekannte Kartenschlägerin, geb. 27. Mai 1772 in Alençon, gest. 25. Juni 1843, ward bei den Benediktinerinnen in Alençon erzogen, beschäftigte sich besonders mit Sprachen, Musik, Malerei und Dichtkunst und übte daneben früh die Kunst, zu weissagen. 1790 ließ sie sich in Paris nieder und errichtete, durch eine Verhaftung auf Befehl des Wohlfahrtsausschusses bekannt geworden, 1794 sogar ein eignes Wahrsagebureau. Selbst Leute aus den höchsten Ständen, darunter Kaiserin Josephine und Kaiser Alexander I. von Rußland, den sie auf dem Aachener Kongreß 1818 besuchte,[406] zogen sie zu Rate. Ihre Prophezeiungen brachten sie mehrmals ins Gefängnis. 1809 aus Frankreich verwiesen, rächte sie sich von Brüssel aus durch die erst 1814 herausgegebene Schrift: »Souvenirs prophétiques d'une Sibylle, etc.« (Par. 1814), worin sie den Sturz Napoleons I. prophezeite. Viel Aufsehen erregten auch ihre »Mémoires historiques et secrets de l'impératrice Joséphine« (Par. 1820, 2. Aufl. 1828). L. starb in Paris mit Hinterlassung eines erschwindelten Vermögens von fast 1 Mill. Frank. Ihre Biographie schrieb Francis Girault (Par. 1843). Vgl. Cellier-Dufayel, La vérité sur Mlle. L. (Par. 1845).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 406-407.
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