Lowell [2]

[749] Lowell (spr. lō-el), James Russell, amerikan. Schriftsteller, geb. 22. Febr. 1819 in Cambridge (Massachusetts), gest. daselbst 12. Ang. 1891, studierte die Rechte, vertauschte sie aber mit der Schriftstellerei. Eine dichterische Individualität von großer Vielseitigkeit, stellte sich L. in seinem ersten Bändchen: »A Year's life« (1841), als feinsinniger Lyriker vor; in seinen »Conversations on some of the old poets« (1844) als Kritiker. Ein zweiter Gedichtband: »Poems« (1848), einige längere Dichtungen, wie »Rhaecus« und »A legend of Brittany«, enthaltend, folgte; aber erst seine vom Abolitionsstandpunkt geschriebenen politischen Gedichte im Yankeedialekt: »The Bigelow papers« (1846), machten ihn in weitesten Kreisen bekannt und stellten durch ihre Popularität seine dichterischen Veröffentlichungen auf längere Zeit in den Schatten. 1855 wurde L. Longfellows Nachfolger in Harvard. Zwei Jahre darauf übernahm er die Redaktion der »Atlantic Monthly«, u. von 1863–72 redigierte er die »North American Review«. Seine inzwischen veröffentlichten Prosaschriften: »Fireside travels« (1864), »Among my books« (1870) und »My study window« (1871), zeigten ihn als scharfsinnigen Kritiker und vollendeten Stilisten. Eine zweite Serie der »Bigelow papers« (1866) erwies sich als ebenso erfolgreich wie die erste, und die Gedichtbände »Under the willows« (1868), »The cathedral« (1870) und »Three memorial poems« (1875–76) sowie ein weiterer Band literar-historischer Essays: »Among my books« (1876), befestigten seinen Ruhm. L. wurde nun nacheinander zum amerikanischen Gesandten in Madrid und in London ernannt, wo er bis zum Jahr 1885 verblieb. Seitdem veröffentlichte er noch einen Band seiner Reden: »Democracy and other addresses« (1886), den Gedichtband »Heartsease and Rue« (1888) und »Political essays« (1888). Nach seinem Tod erschienen »Literary essays and addresses« (1891), »The old English dramatists« (1892) und »Letters«, herausgegeben von Norton (1893). Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien in 13 Bänden (Boston 1896, mit Biographie von H. E. Scudder). Vgl. Curtis, »James Russell L., an address« (New York 1892); Underwood, James Russell L., the poet and the man (Boston 1893); Hale, J. R. L. and his friends (das. 1899); Scudder, J. R. L., a biography (das. 1901, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 749.
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