Meleăgros

[576] Meleăgros (Meleager), 1) im griech. Mythus Sohn des Königs Öneus von Kalydon und der Althäa. Nach seiner Geburt hatten die Moiren verkündet, er müsse sterben, wenn ein auf dem Herde liegendes Scheit verbrannt wäre, worauf Althäa es aus dem Feuer reißt und in einer Lade verwahrt. Bei der von ihm veranstalteten kalydonischen Eberjagd (s. Kalydon) schenkt M. der liebgewonnenen Atalante (s. d.) den Siegespreis, das Eberfell, und tötet Althäas Brüder, die Söhne des Thestios, die es ihr entreißen wollen. Aus Rache wirft Althäa das Scheit ins Feuer, und M. stirbt. Nach andern erschoß ihn Apollon. Sein Schicksal haben alte und neue Tragiker öfters behandelt (z. B. Euripides, P. Heyse u. a.). Darstellungen der Jagd und seines Todes waren auf römischen Sarkophagen beliebt. Von statuarischen gilt als schönste der M. des Berliner Museums (s. Abbildung). Vgl. Kekule, De fabula Meleagrea (Berl. 1861); Surber, Die Meleagersage (Zürich 1880).

2) Griech. Kyniker und Dichter aus Gadara in Palästina, um 80 v. Chr., legte mit seiner »Stephanos« (»Kranz«) betitelten Sammlung eigner u. fremder Epigramme den ersten Grund zu der griechischen Anthologie (s. d.). Von seinen eignen Gedichten sind in dieser 128 erhalten, die mit geistreichem Witz erotische Stoffe behandeln. Vgl. Ouvré, Méléagre de Gadara (Par. 1894); Radinger, Meleagros von Gadara (Innsbr. 1896); Ermatinger, Meleagros von Gadara, ein Dichter der griechischen Decadence (Hamb. 1898).

Meleagros (Berliner Museum).
Meleagros (Berliner Museum).
Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 576.
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