Pulver

[447] Pulver (lat. pulvis), eine Substanz im Zustande der Zerteilung in mehr oder minder kleine Körperchen. Man erhält P. durch Erzeugung von Niederschlägen in Lösungen oder durch Verdichtung von Dämpfen, und diese P. bestehen bisweilen aus sehr kleinen Kristallen (Kristallmehl von Salpeter, Alaun etc.) oder aus amorphen Partikelchen. Gewöhnlich werden P. durch Stampfen und Reiben fester Körper dargestellt. Manche Körper sind zu weich, um sich zerreiben zu[447] lassen; man kann sie dann, wie den Phosphor, schmelzen und, bis sie erstarrt sind, mit einer geeigneten Flüssigkeit schütteln, wobei sie in seinen Tröpfchen erstarren. Im großen werden P. auf Mühlen, in Stampfwerken, auf dem Desintegrator, in Kugelmühlen etc. erhalten. In Mörsern zerstößt man spröde Körper und bedient sich dazu oft elastischer Balken, welche die Mörserkeule nach jedem Schlage selbsttätig wieder heben. Hat man eine Zeitlang gestampft, so siebt man das P. ab und bearbeitet den Rückstand weiter. Je nach der Maschenweite der Siebe erhält man grobe, mittelfeine und seine P. In Porzellan- oder Steinschalen zerreibt man Salze und ähnliche Substanzen mit dem Pistill; Farben werden auf einer Steinplatte mit dem Läufer zerrieben. Dann ist P. eine Arzneiform, die bei Arzneimitteln angewendet wird, die unlöslich sind und beim Einnehmen keine Schwierigkeiten verursachen. Die P. werden in Schachteln dispensiert und messerspitzen- oder teelöffelweise genommen; stark wirkende P. mischt der Apol heker nach der Angabe des Arztes mit Zucker oder andern indifferenten Pulvern, teilt sie in passende Dosen und verpackt diese in Kapseln aus Glanzpapier oder, wenn sie Feuchtigkeit aus der Luft anziehen oder flüchtige Körper enthalten, in Wachspapier. P. werden auch in Oblaten oder Kapseln eingenommen oder in Tablettenform gebracht. Zu äußerlicher Anwendung werden P. in Körperhöhlen eingeblasen oder als Streupulver benutzt. Endlich ist P. soviel wie Schießpulver (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 447-448.
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