Rassam

[610] Rassam, Hormuzd, Altertumsforscher, geb. 1826 in Mosul am Tigris als Sproß einer chaldäisch-christlichen Familie, lernte schon in frühen Jahren Englisch und erwarb sich 1845 die Freundschaft Layards (s. d.), der ihn 1847 mit nach England nahm, wo R. in Oxford seine Studien fortsetzte. Nachdem er sich bei den von Layard 1849 begonnenen Ausgrabungen auf dem Trümmerfeld des alten Ninive ein großes Verdienst erworben hatte, wurde er 1854 zum Interpreten des englischen Ministerresidenten William Coghlan in Aden, bald darauf zu dessen Unterresidenten ernannt und 1864 als englischer Bevollmächtigter an den Hof des Königs Theodor von Abessinien gesandt, um die Freigebung der englischen Gefangenen zu erwirken. Von König Theodor gefangen genommen, wurde er über Jahr und Tag in strengem Gewahrsam gehalten, so. daß er erst infolge der englischen Expedition unter Napier im April 1868 nebst den übrigen Gefangenen seine Freiheit wiedererhielt. Nach seiner Rückkehr aus Abessinien veröffentlichte er das Werk »Narrative of the British mission to Theodore, King of Abyssinia, etc.« (Lond. 1869, 2 Bde.). 1876 zum Konservator am Britischen Museum ernannt, leitete er als Nachfolger von George Smith weitere Ausgrabungen sowohl auf den Ruinenstätten Assyriens (Ninive, Klach, Balawat) als jenen Babyloniens. Ein Hauptverdienst Rassams ist die Wiederentdeckung der uralten Sonnenstadt Sippar unter dem nordbabylonischen Ruinenhügel Abu Habba. Eine ausführliche Beschreibung seiner gesamten archäologischen[610] Tätigkeit gab R. in seinem Werke: »Asshur and the Land of Nimrod« (New York 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 610-611.
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