Mosul

[182] Mosul (Mossul), Hauptstadt des gleichnamigen asiatisch-türk. Wilajets (mit den drei Sandschaks M., Schehrizor oder Kerkuk und Suleimanîe, 91,000 qkm mit 351,000 Einw. sehr verschiedener Nationalität und Religion), am rechten Ufer des Tigris, ist mit halb zerfallenen Mauern umgeben, hat enge, meist ungepflasterte Straßen, einige Basare, Druckereien,[182] internationale Post- und Telegraphenverbindung, viele Moscheen, Kirchen der Nestorianer, Jakobiten und andre christliche Sekten und zahlreiche Heiligengräber. Nur vier Fünftel des von Mauern umschlossenen Raumes ist bebaut; aber auch dieser ist verfallen. Stromabwärts, von der Stadt durch Fischer-, Flößer- und Gerberdörfer getrennt, liegen die Regierungsgebäude, Kasernen, Post und Telegraph. Außer dem französischen Konsul (England hat nur einen eingebornen Agenten) und mehreren Missionaren leben in M. keine Europäer. Die Bevölkerung, mit 61,000 angegeben, ist sehr gemischt (Türken, Araber, Kurden, Chaldäer, Armenier, Syrier). Der früher bedeutende Handel ist in neuerer Zeit stark in Verfall geraten; doch besteht noch immer ein beträchtlicher Transithandel (Galläpfel) zwischen Bagdad und Syrien und ins Innere von Kurdistan. Musselin, der hier früher gefertigt wurde und von M. seinen Namen hat, bildet nur noch einen sehr geringen Teil seiner Industrie, die hauptsächlich in Woll- und Baumwollweberei, Gerberei und Färberei besteht. Eine Schiffbrücke verbindet M. mit dem östlichen Ufer des Tigris, wo das alte Ninive (s. d., mit Lageplan von Mosul) gestanden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 182-183.
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