Musselīn

[324] Musselīn (benannt nach der Stadt Mosul am Tigris, die im Mittelalter durch Fabrikation seidener Tücher berühmt war, auch Nesseltuch), ostindisches, jetzt in Europa dargestelltes, seines, locker gewebtes, halbdurchsichtiges baumwollenes Gewebe, kommt glatt, gestreift, durchbrochen, geblümt und bedruckt vor und zeichnet sich durch einen zarten Flaum aus, den der wenig gedrehte Faden erzeugt. In Ostindien verarbeitet man jetzt auch engliche Garne, und nur in Dacca hat sich das Handgespinst erhalten, aus dem wahrhafte Wunder der Weberei hergestellt werden. Besondere Musselinsorten sind: Musselinets mit eingewebten, weiß oder bunt gemusterten Strei ken, Mull (s. d.), Vapeur, sehr lockerer und seiner M., und der noch zartere Zephyr. Verwendet man in der Kette in gewissen Abständen dickere Fäden, so entsteht der Schnürchen-M. Wollenmusselin wird namentlich bedruckt zu Damenkleidern verwendet, enthält 25–30 Fäden auf 1 cm und besteht aus Kammgarn Nr. 52–78 metrisch. Seidenmusselin wird namentlich in Lyon erzeugt. – M. heißt auch die Leinwandbindung.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 324.
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