Tempĕra

[405] Tempĕra (ital.), eigentlich jede Flüssigkeit, mit welcher der Maler die trockenen Farben vermischt, um sie mittels des Pinsels auftragen zu können; dann insbes. eine im Mittelalter gebräuchliche Art der Malerei (Temperamalerei), wobei die Farben mit verdünntem Eigelb, Feigenmilch, Honig, Leim oder ähnlichen Bindemitteln vermischt wurden (peinture en détrempe). In Deutschland wurde die T. durch die von den van Eycks verbesserte Ölmalerei im Laufe des 15. Jahrh. verdrängt, in Italien hielt sie sich teilweise bis um 1500, wo die Ölmalerei auch hier vollkommen durchdrang. In neuerer Zeit ist die Temperamalerei besonders durch den Baron A. v. Pereira wieder in Aufnahme gekommen, der Temperafarben ohne Zusatz von schmierigen oder fettigen Stoffen herstellte. Damit kann auf Leinwand, Holz, Seide, Malpappe und Papier gemalt werden. Am meisten empfiehlt sich die T. für die Untermalung von Ölbildern, während die Herstellung ganzer Staffeleibilder in T. unter der schwer vorauszusehenden Veränderung der Farben durch das Austrocknen und Firnissen leidet, »seine Übergänge und Farbabstufungen wegen des schnellen Auftrocknens überhaupt schwer zu erreichen« sind (Petersen). Am meisten Verwendung findet sie bei der Theatermalerei und der Fächermalerei. Vgl. Friedlein, T. und Temperatechnik (Münch. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 405.
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