Theramĕnes

[473] Theramĕnes, Athener, Adoptivsohn Hagnons, sein gebildet, klug und beredt, aber charakterlos, gehörte anfangs zur gemäßigten Partei der Oligarchen und nahm 411 v. Chr. am Umsturz der demokratischen Verfassung, dann aber, zur Volkspartei übergehend, an ihrer Herstellung teil. Er kämpfte darauf bei Kyzikos, vor Byzantion und bei den Arginusen mit; da er sich aber zurückgesetzt und seinen Ehrgeiz nicht befriedigt fand, so ging er wieder zur volksfeindlichen Partei über und betrieb die Verurteilung der sechs Feldherren, die bei den Arginusen gesiegt, wegen der Versäumnis der Aufsammlung der Leichen, die eigentlich ihm selbst zur Last fiel. 405–404 hinderte er durch seine langwierigen Verhandlungen mit Lysandros die Athener an einer mutigen Verteidigung ihrer Stadt, zwang sie dadurch zum schimpflichen Frieden und erreichte durch die Ernennung zu einem der 30 Tyrannen das Ziel seiner Herrschsucht. Doch geriet er bald mit Kritias und seiner extremen Partei in Gegensatz und wurde von ihm gezwungen, sich das Leben zu nehmen (403). Vgl. Pöhlig, Der Athener T. (Leipz. 1877).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 473.
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