Tuât

[786] Tuât, 130–180 m ü. M. gelegene Oasengruppe in der Sahara, gehört zu den Südterritorien von Algerien, von dessen Provinz Oran sie die Sandwüste El Erg trennt, zwischen 301/2 und 26° nördl. Br., im W. und S. das Plateau von Tademaït, besteht aus den Oasen Gurara (s. d.) mit der Stadt Timmimun (22,900 Einw.) und 95 Dörfern um die 120 km lange, 40 km breite Sebcha Gurara, aus der Oase T. (12,000 qkm mit etwa 120,000 Einw., Arabern, Tuareg und Negern) mit dem Hauptort Tamentit, der Oase Tidikelt (12–15,000 qkm mit 23,000 Einw.) mit dem Hauptort Insalah u. a. Zumeist flach, sehr heiß und angeblich regenlos, erhält T. vom Wadi Saura (Msand) und einigen Wadis aus dem algerischen Tell unterirdisch Zufluß und erzeugt besonders Datteln, Gerste, Weizen und Bischna (nicht ausreichend), ferner Baumwolle, Sorghum, Gemüse, Henna, Senna, Opium, Tabak. Als Haustiere hält man Kamele Esel, wenig Pferde, Schafe und Ziegen. Die Bewohner sind fanatische, durch die Senussi stark beeinflußte Mohammedaner und dem Hanfrauchen sehr ergeben; sie zerfallen in viele, teils demokratisch, teils oligarchisch regierte Clanschaften und sind den Christen sehr feindlich gesinnt. T., schon den Römern bekannt, von Ibn Batuta erwähnt, aber erst 1864 von Rohlfs erforscht und 1874 von Soleillet besucht, stand früher in losem Verhältnis zu Marokko und wurde 1900 von den Franzosen nach heißen Kämpfen besetzt (s. Marokko, S. 341). Die Oasengruppe, von Mogador, Tanger, Algier, Tripolis, Timbuktu und dem Tsadsee fast gleich weit entfernt, nimmt für den Verkehr und auch militärisch eine beherrschende Stellung ein. Die Franzosen (Flamand, Flye Sainte-Marie, Gautier, Etiennot, Laperrine-Villatte u. a.) erforschten sie in neuerer Zeit und suchten durch Expeditionen nach W., hauptsächlich aber nach S. (Timbuktu), ihre Stellung (besonders 1906) im westafrikanischen Kolonialreich zu stärken. Vgl. Deporter, Extrême Sud del'Algérie (Algier 1890) und Sahara algérien (das. 1891); Bissuel, Le Sahara français (das. 1891); Sabatier, Touat, Sahara et Soudân (Par. 1891); Flamand, L'occupation d'In-Salah (das. 1900); Brossard, Colonies françaises (das. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 786.
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