Villehardouin

[168] Villehardouin (spr. wil-arduäng), Geoffroy de, franz. Geschichtschreiber, geb. um 1160 auf dem Schloß V. bei Bar-sur Aube in der Champagne, gest. 1213, war Marschall des Grafen Thibaut von Champagne, nahm 1199 nebst seinem Herrn das Kreuz, ging 1201 als Gesandter der französischen Kreuzfahrer nach Venedig, um deren Überfahrt nach Ägypten mit der Republik zu vereinbaren, und beteiligte sich hierauf an der vom Dogen Dandolo geleiteten Unternehmung, die 1204 mit der Erstürmung Konstantinopels und dem Sturz des griechischen Kaiserreichs endete. Er ward vom Kaiser Balduin mit einem großen Besitztum am Hebrus belehnt, zum Marschall von Romanien ernannt und rettete das fränkische Heer bei Adrianopel vor Vernichtung durch die Bulgaren. Er hinterließ eine Geschichte des vierten Kreuzzuges (1198 bis 1207) in altfranzösischer Sprache u. d. T.: »Histoire de la conquête de Constantinople«, eins der besten Geschichtswerke des Mittelalters, die uns erhalten sind (hrsg. von Ducange, 1657; von Wailly, 3. Aufl., Par. 1882; von Bouchet, 1891, 2 Bde.; deutsch bearbeitet von Todt, Halle 1878). – Sein Neffe Geoffroy de V. erbte seine Würde, ward Herzog von Achaia und gründete daselbst eine fränkische Dynastie, die bis ins 14. Jahrh. herrschte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 168.
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