Charsamarder (Martes flavigula)

[69] Das letzte Mitglied der Sippe, welches allgemeiner gekannt zu werden verdient, ist der Charsamarder der Birar-Tungusen (Martes flavigula, Mustela flavigula, Hardwickii, leucotis, Elliotii und lasiotis, Viverra quadricolor) aus Nepal, Java, Sumatra, den Vorbergen des Himalaya und den nordöstlicher liegenden Gebirgen bis zum Amurlande. Er zählt zu den größten Arten seiner Sippschaft; seine Leibeslänge beträgt 61 Centim., seine Schwanzlänge 46 Centim. Der Kopf, einschließlich der Ohren und ein seitlicher Halsstreifen, Hintertheil, Füße und Schwanz sind schwarz oder braunschwärzlich, Oberlippe, Kinn und Kehle rein weiß, alle übrigen Theile glänzend hellgelb, auf der Bauchseite reiner und heller als oben, an dem Halse und an der Kehle guttigelb.

Radde fand den Charsamarder, welchen man bis zu seiner Reise nur in den südasiatischen Gebirgen beobachtet hatte, auch im Amurlande auf. Das Thier lebt nach seiner Beschreibung meistens zu zweien oder dreien und betreibt gemeinschaftlich seine Jagden, ist äußerst schnell im Laufen, geschickt im Klettern, und wählt nicht wie der Zobel gewisse Thalhöhen zu seinem alltäglichen Ruheplatze, sondern schweift beständig umher. Der Marderhund wird ihm während des Sommers vorzugsweise zur Beute; selbst den bissigen Dachs greift er, falls er in Gesellschaft ist, muthig an und überwindet ihn; mit anderen seinesgleichen verfolgt er Rehe und Moschusthiere; im Herbste zieht er den Eichhörnchen nach und betreibt dann in den dichten Arven- und Cedernwaldungen seine Jagden auch auf Bäumen, während er dieses sonst nur im Nothfalle thut, weil ihn seine Schwere untüchtig macht, die biegsamen Spitzen der Aeste zu betreten und von ihnen auf die nächstgelegenen zu springen. Von Hunden gestellt, vertheidigt er sich wie der Luchs, auf dem Rücken liegend und Klauen und Zähne als Waffen gebrauchend. Ueber die Fortpflanzung fehlen Berichte. Gefangene sind wiederholt auch im Londoner Thiergarten gehalten worden; sie waren ebenso zahm, gut gelaunt, spiellustig und anhänglich, als irgend ein Marder es werden kann, und gaben nur einen unbedeutender Mardergeruch von sich.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 69.
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