Zweite Familie: Salmler (Characinidae)

[207] Nach diesen Worten kennzeichnet Müller die Salmler (Characinidae), wie ich gedachte Fische im Deutschen nennen will, wie folgt: »Beschuppte Fische ohne sichtbare Nebenkiemen, deren Maul in der Mitte von dem Zwischenkiefer nach außen bis zum Mundwinkel von dem Oberkiefer begrenzt wird. Ihre Zahnbildung ändert nach den Gattungen. Sie haben Ober- und Unterschlundknochen. Die Schwimmblase ist bei allen der Quere nach in eine vordere und hintere getheilt und besitzt eine Kette von Gehörknöchelchen, welche sie in Verbindung mit dem Gehörwerkzeuge setzen. Ihr Darm hat zahlreiche Blinddärme. Die meisten haben eine Fettflosse außer der Rückenflosse«.

In Europa haben die Salmler, von denen über dreihundert Arten bekannt sind, keine Vertreter; ihre Mitglieder gehören den süßen Gewässern Südamerikas und Afrikas an. Sie beleben hier namentlich gewisse Stellen der Flüsse in zahlloser Menge, die einen zum Nutzen, die anderen zum Schaden der Anwohner. Fast alle Arten dienen dem Menschen zur Nahrung, und einzelne [207] bilden einen der wichtigsten Gegenstände des Fischfanges; eine neuerdings in mehrere Sippen zerfällte Gruppe aber macht sich durch ihre maßlose Gefräßigkeit trotz ihrer geringen Größe ebenso furchtbar wie der Haifisch und andere Riesen des Meeres, furchtbarer als die Krokodile, welche dieselben Gewässer bewohnen, furchtbar selbst diesen räuberischen Kriechthieren, welche, wie wir erfahren haben, größtentheils von Fischen sich nähren. Aus diesem Grunde gehört die Familie der Salmler nothwendigerweise in den Kreis unserer Betrachtungen.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Achter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Zweiter Band: Fische. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 207-208.
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