Rothe, Karl Gustav

[1434] Rothe, Karl Gustav, zu Altenburg (Herzogt. S.-Altenburg), geb. zu Schmölln (S.-A.), 9. März 1823, studierte, dem väterlichen Wunsche entsprechend, Theologie 1843 bis 46 in Jena und Heidelberg, beschäftigte sich als Hauslehrer mit naturw. und philos. Privatstudien, erlitt wegen Teilnahme an der 48er Bewegung eine[1434] 7monatl. Untersuchungshaft zu Weimar, ging dann nach Amerika, erwarb sich als Lehrer die Mittel zum Studium der Med., wurde 1853 im New York Medical College promoviert, war 1853 bis 55 Hausarzt im Emigranten-Hosp. auf Ward's Island bei New York, 1855 bis 56 Examining Officer an der Quarantaine von New York auf Staaten Island, 1856 bis 59 zuerst als Direktor eines Gelbfieber-Lazaretts während einer Epidemie in Fort Hamilton bei New York, dann daselbst als prakt. Arzt thätig. 1860, kurz vor Ausbruch des Sezessionskrieges, kehrte er, auf den Wunsch seines Vaters, nach Deutschland zurück, machte noch Studien in Jena und Berlin und wurde 1860 zum 2. Male Dr. in Jena mit der Diss.: »De febri flava«. Seit 1861 ist er in Altenburg als prakt. Arzt, Bezirksarzt und Dirigent des Kinderhosp., seit 1862 als ständiger Arzt des »freiadligen Magdalenenstifts« thätig. Litterar. Arbeiten: »Die Carbolsäure in der Med.« (Berlin 1875) – »Compendium der Frauenkrankhh.« (Leipzig 1879; 3. Aufl. 1884) – »Die Diphtherie. Ihre Entstehung, Verhütung und Behandlung« (1884, 2 Aufl.) – »Ueber die locale Behandlung der Lungenphthise mit Jod-Phenol« (1875) – »Locale Behandlung der Diphtherie mit Jod-Phenol« (1875) – »Die antizymot. Behandlung des Typhus abdominalis« (1879) – »Behandlung der Diphtherie mit Cyan- und Jod-Quecksilber« (1880, 81, 86) – »Neues, sich selbst haltendes Speculum« (1883), ferner Übersetzungen und Bearbeitungen ausländischer Werke, zahlreiche kleinere Abhandlungen in med. Zeitschr., insbesondere als ständiger Mitarbeiter der »Memorabilien« und des »Frauenarzt«. Über die Grenzen des engeren Fachstudiums hinaus nahmen noch naturwissenschaftliche Fragen allgemeiner Art R.'s Interesse in Anspruch. In einer Reihe von Vorträgen vor der »Naturforschenden Gesellschaft des Osterlandes« (Mitt. a. d. Osterlande 1884 bis 99) entwickelte er seine Anschauungen über die »Substantialität des Raumes« im Gegensatz zur herrschenden Kant'schen Lehre, und über den Atombegriff und das Leuchten der Meteore, zusammengefasst in einem Schlussvortrage: »Die neueren antimaterialistischen Bewegungen in der Naturwissenschaft, Energitismus, Neovitalismus, Dynamismus« (»Gaea« 1898, Heft 7 u. 8).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1434-1435.
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