Gottberg, Frau Adelaide v.

[274] *Gottberg, Frau Adelaide v. (v. Gottberg-Herzog), Dresden Mathildenstrasse 26, erblickte am 9. Dezember 1850 auf dem Rittergute Starnitz bei Stolp in Pommern das Licht der Welt. Schon in den Tagen der goldenen Kinderzeit lernte sie den bitteren Ernst des Lebens kennen, welcher jedoch nicht imstande war, ihr fröhliches Gemüt zu verdüstern. Im Jahre 1872, nach einer an Wechselfällen reichen Jugend, kam sie mit ihrer Mutter nach Dresden. Unter des berühmten Altmeisters Friedrich Wieck und später dessen Tochter Marie Wiecks Leitung entwickelte sich ihre herrliche Sopranstimme in der überraschendsten Weise. Zwar entsagte sie aus verschiedenen Gründen der Bühnenlaufbahn, welcher sie sich ursprünglich widmen wollte, wirkte aber um so erfolgreicher als Konzertsängerin und Musiklehrerin. Auch war sie schon damals Mitarbeiterin zahlreicher Zeitschriften und Anthologieen. Ihr erstes Gedicht erschien am 26. Oktober 1873 im »Pantheon« (sie kann also bald auf eine 25jährige schriftstellerische Thätigkeit zurückblicken). Im Jahre 1881 vermählte sie sich mit dem Versicherungsdirektor Wilhelm Herzog in Bern. Nach drei Jahren in das liebliche Elbflorenz zurückgekehrt, raffte der unerbittliche Tod schon am 30. Dezember 1887 den Gatten dahin und die junge Frau blieb mit 3 Kindern mittellos zurück. Mochten die schweren Schicksalsschläge sie auch momentan zu Boden gedrückt habe, so hob sie doch bald voll mutiger Zuversicht das Haupt, um in nimmermüder Schaffensfreudigkeit für sich und ihre Kinder durch ihre hervorragenden Talente den Lebensunterhalt zu erwerben. Neben ihrer musikalischen[274] Thätigkeit als Gesang- und Klavierlehrerin, sowie als Konzertsängerin, ist sie die Mitarbeiterin vieler namhafter Journale. Überdies gab sie im Jahre 1890 die von der gesamten Kritik überaus günstig beurteilte Anthologie »Almenrausch und Edelweiss« heraus (Verlag »zum Greifen« Leipzig). Ein Jahr später übernahm sie die Redaktion der »Dresdner Frauen-Zeitung« und 1892, mit der bekannten Schriftstellerin Maria Doberenz zusammen, den Verlag derselben. Seit Ostern 1895 ist sie alleinige Eigentümerin und Leiterin der Zeitung, welche ihr, trotz aller damit verbundenen grossen Mühen und Sorgen, sehr ans Herz gewachsen ist. Im Frühjahr 1896 entriss ihr der Tod die Mutter. Demnächst plant Adelaide von Gottberg, vielseitigen Wünschen nachgebend, die Herausgabe ihrer gesammelten Gedichte.

‒ Almenrausch und Edelweiss. Ein Blumenstrauss, gesammelt. 8. (237 m. Abbildgn.) Leipzig 1890, Verlag »Zum Greifen«. geb. n 5.–

‒ Dresdner Frauen-Zeitung. Praktische Zeitschrift f. die Hausfrau u. Familie. Schriftleitung A. v. G.-H. 9. Jahrg. 1896, 26 Nrn. 4. (No. 1–14) Dresden 1896, A. Herzog. 10. Jahrg. 1897. Vierteljährlich bar n –.80

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 1. Berlin, 1898., S. 274-275.
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