Reinhard, Frl. Lina

[179] *Reinhard, Frl. Lina, Gotha, Schützenallee 20, in Gotha 1829 als Tochter eines herzoglichen Rates geboren, erhielt sie eine sehr sorgfältige wissenschaftliche Ausbildung. Da sie Fähigkeiten für Musik und Sprachen zeigte, brachten ihre Eltern die grössten Opfer, um sie in diesen Fächern als Lehrerin ausbilden zu lassen. Mit 17 Jahren gab sie Privatstunden, war ein Jahr Lehrerin der deutschen Sprache und der Musik in einem Mädchenpensionat der französischen Schweiz, später 15 Monate in St. Petersburg Gesellschafterin. In die Heimat zurückgekehrt, gab sie Privatunterricht. Im Jahre 1872 beteiligte sie sich an der Pflege der Verwundeten des deutsch-französischen Krieges. Während der darauffolgenden 8 Jahre bekleidete sie in Osterreich verschiedene Stellen als Lehrerin Und Erzieherin. Im ersten Jahre ihres Dortseins schwer erkrankt, wurde sie in einem Hospital der barmherzigen Schwestern gepflegt und von diesen an die Damen vom Sacré Cœur empfohlen, in deren Häusern zu Wien und Prag sie aufgenommen und gefördert wurde. Ihrer in dieser Zeit gewonnenen Verehrung und Bewunderung für den katholischen Glauben gab sie dadurch Ausdruck, dass sie ihren Übertritt zum katholischen Glauben vollzog. 1880 nach Gotha zurückgekehrt, begann sie journalistisch und schriftstellerisch zu wirken. Im »Gothaischen Tageblatt« erschienen zuerst von ihr Auszüge aus Briefen, die sie mit einem damals in Bosnien stationierten österreichischen Offizier gewechselt hatte, und kurze Aufsätze über Musikunterricht und Kritik. Von der »Gothaischen Zeitung« wurde ihr die Redaktion anvertraut und sie führte dieselbe nicht ohne[179] Erfolg 3 Jahre lang, noch weitere 7 Jahre blieb sie Konzert- und Theaterberichterstatterin des Blattes. Seit einer Reihe von Jahren ist sie wieder Mitarbeiterin des Gothaischen Tageblattes für Konzertberichte. Feuilletons und Plaudereien aus ihrer Feder fanden Aufnahme in der »Täglichen Rundschau«, der »Deutschen Zeitung« und in Kürschners »Universal-Redakteur«. Für die Monatsschrift des letzteren: »Aus fremden Zungen« war sie als Übersetzerin aus dem Englischen thätig.

Quelle:
Pataky, Sophie: Lexikon deutscher Frauen der Feder Bd. 2. Berlin, 1898., S. 179-180.
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