I, 72. An Agni.[73] 82

Das mystisch gehaltene, vielfach dunkle Lied schildert wie die Götter, unter denen namentlich die Maruts (Vers 4) und die Aditja's (V. 9) hervortreten, den Agni suchen und endlich an seiner höchsten Stätte anbetend um ihn knien und indem sie sich selbst ihm hingeben, nun erst ihre wahre Grösse erlangen (V. 5); sie finden in ihm den Nektar, die Ströme, durch die sie getränkt werden. Der Vogel in V. 9, ist Agni, die beiden Augen des Himmels in V. 10 Sonne und Mond.


1. Er übertrifft jedwedes Ordners Weisheit,

in Händen tragend viele Männergaben;

Der Schätze Schatzherr ist geworden Agni,

vollbringend alles stets, was unvergänglich.

2. Nicht fanden sie das Kind, das bei uns weilte,

die weisen Götter alle, die es suchten;

Sich mühend blieben achtsam stehn die Führer

dort an dem schönen, höchsten Ort des Agni.

3. Als Agni dich, den reinen, dann die reinen

drei Herbste durch mit Opferbutter ehrten,

Erlangten sie auch opferwerthe Namen,

die edlen machten herrlich ihre Leiber.

4. Erreichend beide hocherhabne Welten

beeilten sich die hehren Rudrasöhne,

Aufmerkend sah der Mensch vom untern Standpunkt

den Agni, wie am höchsten Ort er dastand.

5. Sie sassen eines Sinnes kniend um ihn

mit ihren Fraun, den ehrenwerthen ehrend,

Hingebend schafften sie sich neue Leiber,

der eine achtend auf den Wink des andern.[73]

6. Da dreimal sieben tief verborgne Spuren,

die in dir sind, die heiligen gefunden,

Behüten sie vereint durch sie den Nektar;

das Vieh beschirme, und was steht und wandelt.

7. Der, Agni, du der Menschen Werke kennest,

gib nacheinander Tränke uns zum Leben;

Der Wege kundig, die die Götter wandern,

warst unermüdet Bote du und Opfrer.

8. Vom Himmel her ersahn die heil'gen kundig

die sieben Ströme und des Reichthums Thore;

Und Sarama fand auf den festen Kuhstall,

von dem zumeist sich nährt der Stamm der Menschen.

9. Mit denen, welche alles Schöne wirkten,

den Weg sich zur Unsterblichkeit bereitend,

Den grossen Söhnen dehnt sich weit der Himmel,

die Mutter Aditi zum Trunk des Vogels.

10.83 Die Ew'gen legten in ihn holde Schönheit,

als sie des Himmels beide Augen schufen;

Dann rannen, gleich wie ausgegossne Ströme,

herab den Weg die Morgenröthen, Agni!

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 73-74.
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