Bagger [2]

[174] Bagger, 1) (Baggermaschine, Baggert), eine Vorrichtung, mittelst welcher Häfen u. Kanäle vor Schlamm u. Sand gereinigt (ausgebaggert) werden. Der B. ist in einem platten Fahrzeuge (Baggerprahm, Baggerschuit, Baggerponton) angebracht, mit dem man in den zu baggernden Gewässern herumfährt, u. wird auf verschiedene Art construirt. Belidors B. besteht aus einem 53 Fuß langen, 18 Fuß breiten Ponton, ferner aus 2 Laufrädern, das eine 221/2, das andere 12 Fuß im Durchmesser, u. aus 2 eisernen, mit einer sich von selbst öffnenden Thür in der Rückwand versehenen Schaufeln, welche den Schlamm u. Sand lösen, in die Höhe heben u. in ein Boot ausschütten, wenn die Räder durch die darin laufenden Menschen umgedreht werden. In einem Tage fördert (baggert) man, je nach der Tiefe des Wassers, mit diesem B. 150–200 CF. In Venedig bedient man sich eines B., welcher auf einem 40 Fuß langen, 25 Fuß breiten Prahm sich befindet u. mittelst einer starken Schraubenspindel mit Balancier die Schaufeln in Bewegung setzt; er fördert täglich 40–60 Cubikklafter. Besser sind die in Holland gebräuchlichen Modermühlen, welche täglich 50–55 Cubikklafter heben. In neuester Zeit haben die Dampf-B., nach ihrem Erfinder Cochaux, Bateaux Cochaux genannt, jene V. in den größeren Häfen Europa's meistens verdrängt u. werden bes. an der Ostsee, am Rhein, in Holland etc. angewandt. Sie sind 20 Meter lang u. 9 Meter breit u. bei 30–40 Pferdekraft baggern sie 6–7 Mal mehr aus. Durch eine einfache Veränderung werden sie zugleich als Bugsirschiffe benutzt. Da Häfen durch hineingeworfene Unreinigkeiten, durch den von Flüssen herbeigeführten Sand u. Schlamm, auch durch ein allmäliges Zurückziehen des Wassers an Tiefe verlieren, so ist das B. sehr nothwendig. Da es indessen langsam von Statten geht u. viel kostet, so sucht man das B. durch Spülschleußen u. Dämme, wodurch der Schlamm od. Sand weggenommen wird, zu ersetzen, oder man versenkt auch an Stellen, über welche die Fluth geht, mit Steinen beschwerte, später wieder heraufzuziehende Pontons od. auch Flöße (letztere in schiefer Richtung), damit die Fluth an sie anströme, von ihnen aufgehalten sie unterwühle u. so den Schlamm wegspüle. Bei allen B-versuchen ist der Boden des Wassers das Wichtigste; am leichtesten baggert sich verfaulter Pflanzen- u. Thierstoff (Modder), schwerer schon Sand, noch schwerer thoniger Grund (Schlick), am allerschwersten Kieselgrund. Zu schneller Ausräumung von Schleußen, einzelner versandeter Stellen im Flußbette etc. bedient man sich der Baggerhaben (Handbagger), einer eisernen breiten Schaufel, welche an einem langen Stiele befestigt ist u. von einem Arbeiter gehandhabt wird, der, auf einem Kahne stehend, mit der Schaufel den Schlamm faßt, emporhebt u. in dem Schiffe ausleert. 2) (Bergb.), eine Art Schaufel, um die Hammerfließe zu reinigen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 174.
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