Erigĕna

[850] Erigĕna, Johannes Scotus E., geb. um 833 zu Ergene in Irland, Philosoph u. Vater der philosophischen Mystik; lebte lange am Hofe Karls des Kahlen, mußte aber, weil er abweichende Ansichten von der Prädestination u. dem Abendmahl hegte, Frankreich verlassen, wurde von Alfred dem Großen[850] 877 nach Oxford berufen u. lehrte dann Philosophie in Malmesbury, wo er 886 von seinen Schülern erstochen wurde. Er philosophirte nach dem alexandrinischen Neuplatonismus; nach seiner Meinung ist Philosophie u. wahre Religion dasselbe; Gott ist das Wesen aller Dinge; die Ursache, woraus die endliche Natur hervorgeht, hat ihren Grund in Gott, u. alle Dinge gehen in sein Wesen zurück. In den Streitigkeiten über die Transsubstantiations- u. Prädestinationslehre hatte er freiere Ansichten vor andern seiner Zeitgenossen. Er übersetzte den Dionysios Areopagita u. schr. u.a.: De divisione naturae, herausgeg. von Gale, Oxf. 1681, Fol., neueste Ausg. (mit 13 Hymnen des E. an Karl den Kahlen, aus Palimpsesten von Angelo Mai) von Schlüter, Münster 1838. Über ihn schrieb Hjort, Kopenh. 1823; Staudenmayer, Frankf. 1834; Taillandier, Strasb. 1843.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 850-851.
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