Kellerhals [2]

[423] Kellerhals, die Pflanzengattung Daphne, bes. D. mezereum (Seidelbast), 2–4 Fuß hoher, in Deutschlands Wäldern heimischer, auch als Zierpflanze cultivirter, ziemlich einfacher Strauch mit rothen (variirend auch weißen) wohlriechenden, im Februar u. März vor den Blättern erscheinenden Blüthen, scharlachrothen (auch gelben), sehr scharfen giftigen, sonst als Baccae coccognidii officinellen Beeren. Hiervon: die Seidelbastrinde, welche, in Wasser od. Essig geweicht, äußerlich als blasenziehendes, künstliche Geschwüre erzeugendes u. unterhaltendes Mittel; innerlich, wiewohl selten u. in kleinen Gaben, mit schleimigen Substanzen, auch mit Sassaparille od. Grujak verbunden, im Absud, gegen Drüsenverhärtungen, venerischen Knochenschmerzen, hartnäckige Hautausschläge, auch wohl betrügerischer Weise, um schwachem Essig eine künstliche Schärfe zu geben, gebraucht. Die Wirksamkeit des K. wird durch ein scharfes Harz u. Daphnin (s.d.) bedingt. Präparate: ein geistiges Extract: durch Ausziehen der gepülverten Seidelbastrinde mit Weingeist, der dann durch Destillation im Wasserbade entfernt wird, bereitet; Blasenziehender Tafft, Tafft (od. Papier) wird nach Drouat mit ätherischer Seidelbast- u. Kantharidentinctur, in der Colophon aufgelöst ist, so oft bestrichen, bis sich ein gehöriger Überzug gebildet hat; Seidelbastsalbe (Unguent. cort. Mezerei), durch Digestion von 1 Theil Seidelbastrinde in 2 Theilen Baumöl u. Zusatz von etwas Wachs u. Euphorbium bereitet; Fontanellkugeln nach Wilsin durch mehrmaliges Einweichen erbsengroßer unreifer Pomeranzen in geistige Lösung des obigen Extracts u. Wiedertrocknen bereitet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 423.
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