Melam

[99] Melam (Mellam), C12H9N11, ein Zersetzungsproduct des Rhodanammoniums, welches man durch trockene Destillation desselben bei gelinder Wärme, sowie durch Erhitzen von Rhodankalium mit Salmiak erhält; man reinigt es, indem man es mit starker Kalilauge kocht, bis der größte Theil aufgelöst ist; beim Erkalten der Lösung scheidet sich das reine M. als ein weißes, körniges, nicht krystallisirbares Pulver ab, welches in Wasser, Alkohol u. Äther unlöslich ist. Kocht man M. längere Zeit mit wässerigem Kali, so zerlegt es sich unter Bildung von Melamin u. Ammelin; beim Kochen mit verdünnten Mineralsäuren entsteht Ammelin, beim Auflösen in Vitriolöl od. starker Salpetersäure wird Ammelid gebildet. Das Melamin, C12H12N12 od. C6H6N6, krystallisirt aus der alkalischen Auflösung in großen farblosen rhombischen Oktaedern, welche an der Luft unveränderlich sind, beim Erhitzen schmelzen u. dann in Ammoniak u. Mellon zerfallen. Das Melamin erzeugt sich auch beim [99] Schmelzen des Cyanamids, daher man es auch als Cyanuramid (3 Cy, 3 NH2) betrachtet hat; endlich entsteht es neben Salmiak bei der Einwirkung von festem Chlorcyan auf Ammoniak. Es bildet mit allen Säuren Salze u. treibt das Ammoniak aus seinen Salzen aus; die Salze des Melamins sind in Wasser löslich, meist krystallisirbar u. reagiren schwach sauer. Kochende Salpetersäure zerlegt es in Ammelin u. Ammoniak; bei längerem Kochen entsteht Ammelid u. endlich Tyanursäure.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 99-100.
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