Mellon

[113] Mellon, C18N13, ein von Liebig entdecktes Radical, welches sich beim Glühen des Schwefelcyans in verschlossenen Gefäßen bildet, ebenso, wenn Rhodankalium in trockenem Chlorgas erhitzt wird. Es ist ein hellgelbes, leichtes, stark absärbendes Pulver, welches in Wasser, Alkohol, Äther u. verdünnten Mineralsäuren unlöslich ist; es löst sich in concentrirter Schwefelsäure u. wird durch Wasser wieder gefällt; mit Salpetersäure gekocht bildet es Cyanitsäure u. Ammoniak, schmelzendes Kali erzeugt daraus cyansaures Kali u. Ammoniak. Es hat große Verwandtschaft zu den Metallen, namentlich zu Kalium, mit welchem es sich unter Feuererscheinung zu Mellonkalium, C18K13K3 + 10 HO, vereinigt; dasselbe bildet sich auch beim Zusammenschmelzen von Rhodankalium mit Antimon- od. Wismuthchlorür, od. von Schwefel mit Ferrocyankalium. Es bildet weiche seidenglänzende Nadeln, welche das Aussehen des schwefelsauren Chinins haben, unlöslich in Alkohol u. leicht löslich in heißem Wasser sind, es schmeckt sehr bitter, ist nicht giftig; bei 200° verliert es sein Wasser u. zerfällt bei größerer Hitze in Cyan, Stickstoff u. Cyankalium; Silberlösung gibt einen weißen Niederschlag von Mellonsilber, welches bei 180° das Wasser verliert u. aus C18N13Ag3 besteht. Gießt man eine Lösung von Mellonkalium in warme verdünnte Salzsäure, so entsteht ein weißer Niederschlag, welcher aus C18N13H2K besteht, in kaltem Wasser nicht u. in warmem Wassernur schwer löslich ist. Mischt man eine warme gesättigte Lösung von Mellonkalium mit concentrirter Essigsäure, so erhält man einen in schiefen rhombischen Blättchen krystallisirbaren Körper von der Zusammensetzung C18N13HK2. Das Mellonkalium gibt mit den schweren Metalloxyden in Wasser schwer lösliche, meist gefärbte Salze. Mellonwasserstoffsäure, C18N13H3, ist noch nicht vollkommen rein dargestellt worden; man gewinnt sie, wenn man das durch Fällen von Mellonkalium mit Quecksilberchlorid erhaltene Mellonquecksilber in Blausäure löst, mit Schwefelwasserstoff das Quecksilber u. durch gelindes Erwärmen die Blausäure entfernt; die Lösung der Mellonwasserstoffsäure ist farblos, stark sauer u. kann nicht ohne Zersetzung eingedampft werden. Kocht man Mellonkalium mit verdünnter Kalilauge längere Zeit, so entwickelt sich Ammoniak u. es scheiden sich Krystalle von cyamelursaurem Kali aus, aus deren Lösung durch Mineralsäuren die Cyamelursäure, C12N7O3 + 3 HO als weißes Pulver abgeschieden wird. Bei weiter fortgesetztem Kochen mit Kalilauge entsteht Melanurensäure, welche durch Neutralisation mit Essigsäure als weißer Niederschlag ausfällt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 113.
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