Neid

[771] Neid, das Verlangen nach dem Gute od. Glücke eines Andern; wogegen bei der Mißgunst die Vorstellung lebhaft ist, daß Jemand eines Gutes, welches er besitzt, nicht werth sei, u. daß wir solches ihm weder ertheilen, noch ihn im Besitz desselben lassen würden, wenn es von uns abhing. Die Scheelsucht ist N. in Beziehung auf seinen äußeren Ausdruck, bes. in dem Auge; Eifersucht ist N. auf die Zuneigung geliebter Persönlichkeiten. Der N. als allegorische Gottheit (lat. Invidia, gr. Phthonos) galt als Kind des Pallas u. der Styx, u. wurde bei den Römern als Weib, bei den Griechen als Mann gedacht, wohnte in einer finstern, sumpfigen Höhle, nährte sich von Ottern u. Schlangen, war bleich, abgezehrt, schielenden Blickes, giftiger Zunge, schlaflos.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 771.
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