Rhapsoden

[97] Rhapsoden (v. gr.), in Griechenland Sänger epischer Stoffe; sie verbanden die Gesänge der alten Epiker, namentlich die Homerischen Gesänge, ihrem Inhalt nach zu größeren Ganzen u. trugen dieselben, im Lande von Ort zu Ort ziehend, bei [97] Versammlungen, an Fürstenhöfen, bei Festen, Gelagen etc. vor. Bei ihren Vorträgen befolgten sie gewisse Kunstregeln u. Herkömmlichkeiten, daher bildeten sie, wie die alten Sänger selbst, Zünfte u. Genossenschaften. Der Vortrag war gesangartig mit lebhafter Declamation, aber ohne musikalische Begleitung; dabei hielten sie einen Stab in der Hand u. trugen eine feierliche Kleidung, z.B. bei der Recitation der Ilias einen rothen, bei der der Odyssee einen violetten Mantel. Die ältern R. machten sich bes. um Erhaltung u. Verbreitung der Homerischen Gesänge sehr verdient, aber nachdem dieselben schriftlich aufgezeichnet worden waren u. mehr u. mehr in den Mund des Volkes selbst kamen, sanken die R. sehr in Ansehen u. waren schon zu Zeiten des Plato u. Xenophon nicht viel mehr als die modernen Bänkelsänger.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 97-98.
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