Gleislegemaschine

[337] Gleislegemaschine, Gleisverlegewagen (tracklaying machine; wagon pour la pose de la voie; carro per la posa del binario), fahrbare Einrichtung zur Beschleunigung des Gleisvorstreckens. Die G. befindet sich in der Regel an dem vorderen Ende eines Arbeitszuges, der durch eine Lokomotive nach der Strecke geschoben wird. Auf den Wagen des Arbeitszuges liegen entweder die Schwellen und Schienen lose in einzelnen Haufen aufgestapelt, oder vollständig montierte Gleisjoche, die auf maschinellem Wege[337] nach der Spitze des Zuges befördert und dort eingebaut werden.


Ein G. der letztgenannten Art wurde beispielsweise von Phil. Holzmann & Co. beim Bau der Anatolischen Bahn in Kleinasien angewandt; sie war von der Maschinenbau-Aktiengesellschaft Nürnberg nach einem Patent von Robert Behrends hergestellt und bestand in der Hauptsache aus einem mit Dampfmaschinen versehenen Kranwagen (Abb. 270), der an der Spitze des Arbeitszuges lief. Auf dem folgenden Eisenbahnwagen lag ein durchgehendes Gleis; auf diesem standen Rollschemel mit fertig montierten Gleisjochen von 9∙55 m Länge, die in je 10 Lagen übereinander geschichtet waren; diese wurden nach und nach bis an den Kranwagen vorgezogen und von hier mittels einer Winde, die auf eine schräg nach vorn abfallende Bahn lief, auf die Bettung herabgelassen. Die Durchschnittsleistung betrug monatlich 37∙7 km Vollspurgleis, die Höchstleistung täglich bis 2∙8 km (Ztschr. dt. Ing. 1898, S. 575).

In ähnlicher Weise war die G. ausgebildet, mittels deren Wiriot bei Gafsa in Tunis eine Meterspurbahn vorstreckte; hierbei wurden statt der auf den Gleistransportwagen laufenden Rollschemel feste Rollen verwendet.


In Amerika, wo G. in großem Umfange Verwendung finden, werden die Schwellen und Schienen einzeln verladen, maschinell nach der Spitze des Zuges befördert und vor dem vordersten Wagen (»pioneer car«) auf die Bettung herabgelassen. Es sind verschiedene Bauarten in Benutzung.


Bei der G. von Holman (Abb. 269) sind seitwärts von den Arbeitswagen auf Konsolen Förderrinnen angebracht, die von dem Ende des Zuges allmählich nach der Spitze zu fallen; ihr Boden wird durch Rollen gebildet. Die Arbeiter laden die Schienen in die linke, die Schwellen in die rechte Rinne; die Materialien rollen unter der Wirkung der Schwerkraft nach der Spitze des Zuges; dort werden sie herausgenommen und verteilt. Die mit dieser G. erzielten Leistungen sind recht bedeutend. So wurden auf der Washington Country Ry. mittels einer Holmanschen G. in 9 Std. rd. 3 km Gleis verlegt.

Andere Bauarten sind von Roberts, Harris, Hurley, Westcott u.a. angegeben worden.

Literatur: Eis. T. d. G. Bd. III, 1, Wiesbaden 1901, S. 57. – Hb. d. Ing W. V, 2, Leipzig 1906, S. 309. E. E. R. Tratman, Raylway Track and Track Work, New York 1908, S. 315.

Oder.

Abb. 269. Gleislegemaschine von Holman.
Abb. 269. Gleislegemaschine von Holman.
Abb. 270. Gleislegemaschine nach Behrends.
Abb. 270. Gleislegemaschine nach Behrends.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 5. Berlin, Wien 1914, S. 337-338.
Lizenz:
Faksimiles:
337 | 338
Kategorien: