Leipzig-Dresdener Eisenbahn

[85] Leipzig-Dresdener Eisenbahn, die erste größere Lokomotivbahn Deutschlands; sie verdankt ihre Entstehung Friedrich List (s.d.). Im Herbst 1833 traten die Kaufleute: Wilhelm Seyfferth, Albert Dufoure-Feronce, Gustav [85] Harkort und Karl Lampe zu einem Komitee zur Vorberatung über eine Eisenbahn von Leipzig nach Dresden zusammen. Eine von diesen veranlaßte Eingabe vom 20. November 1833, worin die sächsische Regierung um die Vornahme der erforderlichen Vorbereitungen gebeten wurde, fand bei dem damaligen Leiter des Ministeriums des Innern, v. Carlowitz, verständnisvolle Aufnahme. In einer demzufolge auf Veranlassung der Regierung vom Stadtrat zu Leipzig auf den 17. März 1834 einberufenen Versammlung wurde ein Komitee von Leipziger Bürgern, darunter auch die vorgenannten vier, gewählt, das (unter Vorsitz Gustav Harkorts) alsbald, fast allenthalben nach den Vorschlägen Lists, die nötigen vorbereitenden Schritte tat. Im Auftrag der Regierung wurden 2 Trassen bearbeitet: die eine auf dem linken Elbeufer bleibend, die andere auf das rechte Elbeufer übertretend.

Am 6. Mai 1835 wurden die Satzungen der Gesellschaft bestätigt; zugleich erfolgte die Erteilung der Konzession. Diese enthielt unter anderm das eigentümliche Privileg zur Ausgabe von 1½ Mill. M. (d.i. einem Drittel des in Aussicht genommenen Aktienkapitals) unverzinslicher Kassenscheine. Durch Gesetz vom 3. Juli 1835 wurde der Bahn das Enteignungsrecht verliehen. Das Aktienkapital (15.000 Aktien zu je 100 Taler) wurde am 14. und 15. Mai 1835 vollständig gezeichnet. (Eine Anzahl für das kgl. Haus und die Ministerien zurückbehaltener, von diesen aber nicht abgenommener Aktien wurde kurz darauf mit 12–14% Aufgeld versteigert.)

Die erste Generalversammlung wurde 5. Juni 1835 abgehalten.

Die Entscheidung über die Trasse brachte der zu diesem Zweck aus England herbeigerufene Ingenieur James Walker. Lediglich aus technischen Gründen wählte dieser den Weg des rechten Elbufers. Am 24. April 1837 wurde die Strecke Leipzig-Althen (9∙175 km) eröffnet. Als Spurweite wurden 1∙435 m angenommen. Der Oberbau der Strecke Leipzig-Wurzen wurde zu zwei Dritteln als Holzbahn, zu einem Drittel nach englischem Muster massiv ausgeführt. Die erste Lokomotive »Komet« wurde für 1383 £ von Rothwell & Comp. in Bolton erworben. Erster Lokomotivführer war der Engländer John Robson. Eine Wagenbauanstalt richtete der englische Wagenbauer Thomas Worsdell in Leipzig ein.

Das Aktienkapital wurde 1837 auf 13½ Mill. Mark erhöht. (Der Aktienkurs sank von 144½% im Jahre 1837 bis auf 86¾% im Jahre 1839. Tiefster Stand: 86% im Jahre 1848.)

Die zuletzt fertig gestellte Strecke war die von Riesa bis Oberau mit der Eibbrücke und mit dem Tunnel bei Oberau, der in einer Länge von 904 Ellen (= 513 m) nach einem vom Oberbergamt in Freiberg entworfenen Plan mit einem Aufwand von 1,050.484 M. rein bergmännisch durch Freiberger Bergleute von vier niedergesenkten Schächten aus erbaut wurde.

Die feierliche Eröffnung der ganzen Linie erfolgte am 7. April 1839. Länge 115∙51 km. Im Jahre 1876 wurde die L. vom Staate angekauft. Vgl. sächsische Staatsbahnen.

Literatur: Die Leipzig-Dresdener Eisenbahn in den ersten 25 Jahren ihres Bestehens. Denkschrift zur Feier des 8. April 1864, herausgegeben auf Veranlassung des Direktoriums. Leipzig 1864. – Der Zivilingenieur, Leipzig 1889, S. 97 ff. und S. 411 ff. – Uhlich, Die Vorgeschichte des sächsischen Eisenbahnwesens. Leipzig 1913, sowie die bei dem Artikel List aufgeführten Schriften.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 85-86.
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