Schriftenwechsel

[420] Schriftenwechsel, die Abwicklung des schriftlichen Verkehrs der Eisenbahnverwaltungen untereinander und in ihrem inneren Geschäftsbetrieb sowie mit den außerhalb stehenden Behörden, Verfrachtern, Reisenden, Anliegern u.s.w.

Trotz der nach der Natur des Eisenbahndienstes außergewöhnlich umfangreichen Benutzung von Fernschreib- und Fernsprecheinrichtungen ist der schriftliche Verkehr der Eisenbahnverwaltungen groß. Ein nicht geringer Teil, namentlich bei den unteren Stellen, ist schematisch und vollzieht sich unter Benutzung von Listen, Nachweisungen und Vordrucken (Mustern, Formularen) aller Art. Die Vordrucke sind vielfach so eingerichtet, daß sich auf einem und demselben Stück der S. vom Beginn bis zur Erledigung eines Geschäftsvorgangs vollzieht. Zu dem gleichen Zweck sind im Bereich mancher Eisenbahnverwaltungen auch Schriftenbücher in Benutzung. Solche Bücher mit leeren Blättern enthalten eine Spalte für Anfragen und Berichte der Dienststellen und eine weitere für Auskünfte und Entscheidungen der vorgesetzten Stelle. Die Bücher sind in stetem Hin- und Herlauf zwischen den beiden Stellen, wobei die Stärke des Verkehrs oder große örtliche Entfernungen durch eine Mehrzahl von Büchern überwunden werden. Auch Eisenbahndienstkarten nach dem Vorbild der Postkarten sind im inneren Dienstverkehr mancher Eisenbahnverwaltungen im Gebrauch. Neben der Anwendung solcher Hilfsmittel ist der sog. urschriftliche Verkehr im Betrieb der Eisenbahnen sehr gebräuchlich; vor allem natürlich im inneren eisenbahnamtlichen Verkehr. Für Berichte und Entscheidungen, Anfragen und Antworten dient oft dasselbe Schriftstück; es wandert kurzerhand zwischen den beteiligten Stellen hin und her. Umfangreicherer und wichtigerer S. vollzieht sich hingegen in der Weise, daß auf die schriftlichen Eingänge selbst oder auf umgelegten Bogen der Entwurf der Entschließung niedergeschrieben und von diesem Entwurf alsdann eine Reinschrift angefertigt wird, die mit Überschrift versehen an den Empfänger gelangt. Die Reinschriften werden bei größeren Verwaltungsstellen in besonderen Bureauabteilungen (Kanzleien) angefertigt; doch ist es auch Brauch, daß die zu erledigenden Entwürfe mit Kopiertinte geschrieben werden und die Kopierabzüge als Reinschriften dienen. Auch das Durchpauseverfahren ist vielfach in Anwendung. In neuester Zeit wird immer mehr die Schreibmaschine benutzt; viele Eisenbahnverwaltungen fordern von ihren Dienstbewerbern die Fertigkeit in der Bedienung derselben.

Die Regeln des S. einer Eisenbahnverwaltung pflegen in Anweisungen (Bureauordnungen u.s.w.) festgelegt zu werden, die zugleich mit Mustern und Vordrucken aller Art versehen sind (s. auch Akten, Bureau, Kanzlei, Registratur).

Hoff.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 8. Berlin, Wien 1917, S. 420-421.
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