Elers, Heinrich Julius

[200] Elers, H. J. Heinrich Julius Elers wurde am 28. 6. 1667 zu Bardewick bei Lüneburg als Sohn eines Kanonikus geboren, erwarb seine erste Bildung auf der Johannisschule zu Lüneburg, ging später zur Universität Leipzig, wo sich seiner vorzugsweise Professor A. H. Francke annahm, dem er auch dann nach Erfurt folgte. Nachdem er vorübergehend Hauslehrerstellen inne gehabt hatte, zog er ganz nach Halle und widmete sich den Franckeschen Stiftungen.

Elers und Francke begannen nun die Eröffnung der Buchhandlung des Waisenhauses durch den Verlag von Franckes Predigt von der Pflicht gegen die Armen, der bald mehrere folgten. Ostern 1698 (oder 1699, nachdem noch ein Spenerscher Verlagsartikel hinzugekommen war) bezog Elers zum erstenmal die Leipziger Messe mit seinem »kleinen Verlag« und dieses Jahr wird auch als Gründungsjahr der Buchhandlung angenommen.[200]

Wie Schürmann in seiner Jubelschrift (1898) berichtet, hatte Francke bereits 1693 sein »Glauchisches Gedenkbüchlein« erscheinen lassen und dies gilt als der erste Verlagsartikel der Waisenhausbuchhandlung; im gleichen Jahre folgte ihm noch ein griechisch-deutsches Neues Testament und 1697 eine Biblia Graeca (vergl. über die späteren Verlagsunternehmungen der Waisenhausbuchhandlung den Artikel Francke).

Auf der Leipziger Michaelsmesse 1699 war die Buchhandlung bereits mit 14 Verlagsartikeln vertreten, daneben machte sie aber auch Sortimentsgeschäfte.

Elers richtete sein Augenmerk hauptsächlich auf die auswärtigen Beziehungen der Buchhandlung, er hatte ein umfangreiches »Büchermagazin« (Sortiment) eingerichtet und war, trotzdem er als Theologe galt, eine geschäftskundige und fachmännisch veranlagte Persönlichkeit, mit weitem Blick und großem Unternehmungsgeist.

1702 wurde eine Filiale in Berlin errichtet. 1821 ging diese durch Kauf an Ludwig Oehmigke über, der, nachdem 1839 die Sortimentsabteilung an Julius Bülow verkauft worden war (seit 1886 im Besitze von M. L. Matthies, der sie als Oehmigkes Buchhandlung weiterführt), seinen Verlag 1855 an Fr. Appelius abgab. Der jetzige Besitzer ist seit dem 15. 11. 1873 F. G. Richard Appelius. – Auch schlug Elers bei Francke die Gründung von Offizinen in Holland und England vor, doch kam es dazu nicht.

Elers hat zweifellos an der rührigen Verlagsthätigkeit, wie sie z.B. der Verlagskatalog von 1738 verzeichnet, bedeutenden Anteil gehabt, vornehmlich war es die Theologie, speziell Asketik, die von ihm gepflegt wurde; wir finden die Schriften von P. Anton, J. Arndt, Bogatzky, Breithaupt, von Canstein, A. H. Francke, Freylinghausen, J. Lange, G. M. Laurentius, C. A. Löseke, J. Porst, J. J. Rambach, C. Semler, Ph. J. Spener, J. H. Wiegleb und die Missionsberichte von Ziegenbalg. Außerdem eine Menge kleiner Traktätchen. Nach der Theologie war die Philologie das Feld seiner Thätigkeit. Wir sehen hier die Biblia hebr. c. Michaelis, Nov. Test. gr., 1710 (vergl. auch Artikel Canstein) und die griechischen und lateinischen Klassikerausgaben, die zu ihrer Zeit sehr gangbar waren und deren Reigen der Hymnendichter Aur. Prudentis eröffnete. Eine Menge Schulbücher für alle Fächer brachte Elers auf den Büchermarkt. In der Jurisprudenz verlegte die Waisenhausbuchhandlung die Schriften von J. H. Böhmer, J. P. von Ludewig und J. F. Ludewig. In der Medizin finden wir von Hauptschriftstellern[201] damaliger Zeit nur Alberti; in der Chemie G. E. Stahl; in der Philosophie Buddeus mit Verlagsartikeln aufgeführt. – Elers starb am 13. 9. 1728; sein Nachfolger in der Leitung der Buchhandlung und Druckerei des Waisenhauses war Joh. Heinr. Zopf, 1728-40, dem J. G. Bötticher, 1740-62, J. M. Witte, 1762-79, K. Fr. Conradi, 1781-1808 und H. Linnekogel, 1808-58, folgten (Artikel vergl. Bertram und Schürmann).

Quellen: G. A. Francke, Gedächtnisrede und Lebenslauf, Halle 1729; Schürmann, Zur Geschichte der Buchhandlung des Waisenhauses, 1898; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1856.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 200-202.
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