Gran, Heinrich

[331] Gran, H. Heinrich Gran, gest. 1523 oder 1524, ist als der älteste Hagenauer Drucker bekannt; sein erster mit Ortsangabe und Namen versehener Druck stammt aus dem Jahre 1489. Die[331] von ihm gepflegte Litteratur – bis zu seinem Tode erschienen etwa 250 Werke – gehört in erster Linie der Theologie an, darunter eine große Sammlung lateinischer Predigten; 1515 veröffentlichte er das »Opus concinnatorium Sanctii de Porta« in 1500 Exemplaren; ferner druckte er Unterrichtsbücher, Werke der Philosophie und Jurisprudenz, namentlich populäre Arbeiten dieser Art. Ohne sein Wissen wurde 1515 durch seinen Korrektor W. Angst die erste Ausgabe der bekannten Satire Epistolae obscurorum virorum veröffentlicht. Ueber sie schreibt Kapp (Seite 402): »Die Satire war in Anlage und Durchführung trefflich gelungen. Ihre Hauptabsicht ging dahin, den Obskurantismus in seiner ganzen Ohnmacht an den Pranger zu stellen und der Bildung und Geistesfreiheit den ihr gebührenden Sieg über Barbarei und mittelalterliche Verketzerungssucht zu sichern. Das schlechte Mönchslatein, die selbstgeschaffenen Wörter und Redensarten, die unnützen, lächerlichen und doch mit großer Wichtigkeit behandelten Streitfragen, die albernen Spitzfindigkeiten, gesuchten Erklärungen und Allegorien, die krasse Unwissenheit, der thörichte Aberglaube, die hohle Aufgeblasenheit und kindische Eitelkeit, der Mißbrauch zusammengeraffter und schlecht verstandener Stellen aus Aristoteles und der Bibel, die zur Zeit herrschende Roheit und Schamlosigkeit der Sitten, wenn auch mit einem geistlichen Gewande umhüllt, waren in diesen Briefen so treffend nach dem Leben geschildert, daß jedermann die Originale zu erkennen glaubte.«

Grans Pressen druckten auch für eine Reihe ausländischer Verleger, so in Augsburg (J. Rynmann), Basel, Köln, Speier und Straßburg. Seine Druckermarken, die einige Mannigfaltigkeit aufweisen, befinden sich in der unteren Leiste der Titeleinfassung und haben auf einem Schilde zwei gekreuzte Doppelhaken, welche von einem Getreidestengel durchzogen sind; häufig sind die Buchstaben H. G. angebracht.

Quellen: Heitz, Elsässische Büchermarken, Straßburg 1892; Kapp, Buchhandel; vergl. auch Artikel Rynmann.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 331-332.
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