Grunenberg, Johannes

[342] Grunenberg, J. Johannes Grunenberg (auch Grunnenberg, Grunnberg), der erste Wittenbergische Buchdrucker, der dem Namen nach bekannt ist, stammte angeblich aus Grunberg, einer Stadt in dem nachmaligen Schlesischen Fürstentum Glogau. Seine Offizin befand sich im Augustinerkloster in Wittenberg, demselben, in dem auch Martin Luther lebte. Der erste datierte unter den etwa 30 bekannten Drucken Grunenbergs stammt aus dem Jahre 1509: Dye Zaigung des hochlobwirdigen Heiligthums der Stifft-Kirchen aller Hailigen zu Wittenburg, in Quartformat; ohne Zweifel hat er aber schon früher gedruckt, da noch eine Reihe von undatierten Drucken um diese Zeit in Wittenberg das Licht der Welt erblickten; nach Falkenstein ist Wittenberg bereits 1503 in die Reihe der Inkunabelorte eingetreten.[342]

Auch einige der ersten Schriften Martin Luthers (Luthers erster Drucker war Johann Weißenburger aus Nürnberg, der sich 1513 in Landshut in Bayern niederließ) und dessen Freundes Melanchthon sind bei ihm herausgekommen (1517 uff.): Sieben Bußpsalmen, lateinisch und deutsch; 95 Thesen, 4 Blätter in Quart; Sermo de digna praeparatione cordis u.s.w. In einem Briefe, den Luther am 15. 8. 1521 von der Wartburg aus an Spalatin richtete, spricht er sich sehr ungehalten über den schlechten Druck Grunenbergs aus anläßlich des Empfanges von zwei Aushängebogen seiner Schrift über die Beichte: »Ich wollte, ich hätte nichts Deutsches geschickt, so abscheulich, so nachlässig, so unordentlich ist es gedruckt, von der Abscheulichkeit der Typen und des Papiers ganz zu schweigen. Buchdrucker Hans bleibt noch ewig Hans. Ich bitte Euch inständigst, sorget dafür, daß er ja nicht die deutsche Postille drucke, sondern daß lieber aufgehoben und mir wiedergeschickt werde, was ich davon geschickt habe, damit ich es anders wohin schicke, denn was hilft es, so gearbeitet zu haben, wenn durch solche abscheuliche Nachlässigkeit den anderen Druckern Gelegenheit gegeben wird, die Fehler noch zu vergrößern und zu vermehren? Ich möchte nicht, daß man sich nach diesem Beispiel an den Evangelien und Episteln versündigt; sie bleiben besser ungedruckt, als daß sie so herauskommen. Deshalb schicke ich auch nichts weiter, obgleich ich etwa noch zehn große Bogen darin fertig habe. Daß diese abscheulichen Scharrhänse beim Buchdrucken doch weniger um ihren Gewinn, als um den Vorteil der Leser sorgten! Denn was scheint ein solcher Drucker anders zu denken als: Es ist genug, daß ich Geld verdiene, die Leser mögen sehen, was und wie sie lesen.« Luther besann sich aber doch anders und bestimmte dann, daß zwar Grunenberg die Postille weiterdrucken dürfe, dazu sich aber der Typen von M. Lotter bedienen müsse. Mit dem Jahre 1523 scheint die Offizin eingegangen zu sein, wenn sie nicht, was wahrscheinlicher ist, von seinem vermutlichen Gehilfen Hans Lufft übernommen wurde; dessen Thätigkeit beginnt mit dem Jahre 1524. Grunenbergs Signet stellte einen bewachsenen Berg dar, auf dem die betreffenden Initialen angebracht waren.

Um 1580-1600 kommt in Wittenberg ein Drucker Simon Gronenberg vor, von dem etwa 40 Drucke bekannt sind. Die Frage, ob derselbe in irgend eine Beziehung mit J. Grunenberg zu bringen ist, steht noch offen.

Quellen: E. G. Eichsfeld, Relation, Vom Wittenbergischen Buchdrucker-Jubiläo 1740; Kapp, Buchhandel; vergl. auch Artikel Cranach.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 342-343.
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