Hermann, Bernhard

[426] Hermann, B. Bernhard Hermann wurde am 1. März 1807 geboren; sein Vater war Arzt, starb aber schon am 17. Dezember 1813, so daß die Erziehung ganz in den Händen der Mutter, einer geborenen Schönkopff, lag.[426]

Anfänglich als Oekonomielehrling thätig, entsagte Hermann diesem Beruf und erlernte von 1827 bis 1831 bei C. Cnobloch in Leipzig den Buchhandel.

Im Verein mit E. Langbein übernahm er am 1. April 1834 die Kommissions- und Sortimentsbuchhandlung von C. Cnobloch, die nunmehr Hermann & Langbein firmierte. 1839 trennten sich die Gesellschafter; Hermann eröffnete ein eigenes Kommissionsgeschäft. Der Bestand von 62 Kommittenten Anfang 1839 stieg 1840 um 4, 1842 waren es 70 und 1845 schon 80 Kommittenten.

Der Verlag scheint auch in den Bereich der geschäftlichen Thätigkeit gezogen worden zu sein; denn wir finden »Erk-Irmscher Liederschatz (1843), Karl Beck's (des unglücklichen österreichischen Dichters) Lieder eines armen Mannes (1846), Länger, gymnastische Spiele im Freien (1843), Lübker, die Organisation der Gelehrtenschule mit besonderer Rücksicht auf das Herzogtum Schleswig-Holstein« (Kommissions-Artikel); auch ging damals der Fleckeisensche Verlag in Braunschweig und der des Berliner Literatur-Comptoirs in den Besitz der Firma Bernhard Hermann über.

Bernhard Hermann starb am 7. Januar 1856, das blühende Geschäft seiner Witwe und vier unmündigen Kindern hinterlassend, für die nunmehr Julius Mues (geb. 18. 6. 1817 zu Zwenkau, gest. 1888), der bis dahin eine Stellung im Hause E. F. Steinacker bekleidete, die Geschäftsleitung übernahm. Unter seiner Verwaltung machte das Geschäft stetige Fortschritte, sodaß die Kommittentenzahl im Jahre 1865 die Zahl 111 erreichte.

1865 wurde das Geschäft, das keiner der Söhne übernehmen wollte, an Bernhard Brigl in Berlin verkauft. Der Schwager der Frau Hermann, der den Kaufvertrag aufsetzte, behielt sich jedoch beim Wiederkauf das Vorkaufsrecht für die Hermannsche Familie vor. Brigl, der sich in Leipzig nicht heimisch fühlen konnte, verkaufte schon am 1. Juli 1867 das Geschäft wieder an Heinrich Hermann. Der neue Besitzer hatte die Leipziger Bürgerschule besucht und dann das Stopsche Knabeninstitut in Jena bezogen, um in Zerbst seine Schulbildung zu beschließen. Den Buchhandel hatte er bei Benrath & Vogelgesang in Aachen erlernt, von wo er dann zu Gerold nach Wien als Gehilfe ging. – Nach Hermanns Uebernahme wurden die Räume bald für das immer mehr wachsende Geschäft in der Querstraße zu klein, sodaß der neue Besitzer sich 1869 an der Ecke der Hospital- und Thalstraße die ehemaligen[427] Fronehäuser des Zangenbergschen Gutes für einen Neubau kaufte. Im April 1870 fand der Umzug in das neue Haus statt. War in dem alten Lokale nur ein Raum für die amerikanischen Kommittenten vorhanden, so bekam in dem neuen Hause die Firma B. Westermann & Co. sowohl als auch die Firma E. Steiger (New York) je einen besonderen Raum, und die Abteilung für Musikalien, die in der Querstraße in einem anderen Hause untergebracht war, ebenfalls. Das Geschäft zerfällt in drei Abteilungen: das eigentliche Kommissionsgeschäft, das überseeische Kommissionsgeschäft und die Musikalien-Abteilung.

Seit 20. August 1884 ist Heinrich Hermann auch Besitzer der Lindemannschen Sortimentsbuchhandlung in Hannover. Hermanns Thätigkeit im Bibliotheksausschusse des Börsenvereins sei hier noch besonders gedacht; bei Eröffnung des neuen Buchhändlerhauses überließ er seine sehr bedeutende und überaus wertvolle Sammlung von Buchhändlerbildnissen, in der er einzelne Blätter mit 700 Mark und darüber bezahlt hatte, der Bibliothek der Börsenvereins der Deutschen Buchhändler als Geschenk.

Quellen: G. Höfler, Festschrift zum fünfzigjähr. Geschäftsjubiläum der Firma Bernhard Hermann, Leipzig 1888.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 3. Berlin/Eberswalde 1905, S. 426-428.
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